Hilfsprojekt Ubomi: Ein zweites Haus für Township-Kinder in Kapstadt

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Im Dezember letzten Jahres haben wir Euch erstmals von Ubomi berichtet, dem Hilfsprojekt im Township von Kapstadt, das unsere Mitarbeiterin Biggi Hägemann mit zwei Freunden initiiert hat. Damals konnten wir verkünden, dass der gleichnamige Verein ein Haus für vernachlässigte und verwaiste Kinder eröffnen wird. Im Januar 2017 war es soweit. Was auf der „sicheren Insel“ inmitten eines rauen Ozeans aus Gewalt und Armut täglich passiert und welche Unterstützung das Projekt in den ersten Monaten erhielt, konntet Ihr in einem zweiten Artikel erfahren. Damals sagte Biggi: „Es läuft gut. So gut, dass ein zweites Kinderhaus in Planung ist. Doch wir müssen erst eine gesicherte Finanzierung haben. Nichts wäre Schlimmer für die Kinder, als wenn das Haus schnell wieder seine Türen schließt, weil wir zu optimistisch waren.‘ Heute, nur ein halbes Jahr später, die tolle Neuigkeit: Das zweite Haus kommt. Oder anders formuliert: Weitere 25 Kinder und 10 Jugendliche bekommen einen Zufluchtsort, in der sie familiäre Wärme erleben, ihre Fähigkeiten entdecken und so ihre Chance auf eine menschenwürdige Zukunft erhöhen können. Und daran haben viele Menschen der Jugendherbergen zwischen Nordsee und Sauerland einen persönlichen Anteil geleistet.

„Es gibt eigentlich kein Gespräch über Ubomi, aus dem sich nicht etwas Weiterführendes ergibt“, erzählt Biggi. „Manchmal ist es der Hinweis auf einen Ansprechpartner, der uns bei einer formalen Fragestellung helfen kann, manchmal eine kreative Benefiz-Aktion oder eine großzügige Spende.“ Die Vielfalt der Hilfsbereitschaft, sowohl finanzieller als auch organisatorischer oder persönlicher Art, kann sich tatsächlich sehen lassen: Zehn Herbergs-LeiterInnen der Jugendherbergen des DJH Landesverbands Westfalen-Lippe traten jüngst vier Tage auf dem RuhrtalRadweg zugunsten des Hilfsprojektes in die Pedale. Im Vorfeld warben sie Paten, die für jeden gefahrenen Kilometer Geld spenden würden. Ein Benefiz-Flohmarkt und eine Sommerfest-Tombola der Jugendherbergen im Nordwesten sowie einige großzügige Spenden helfen zusätzlich bei der Finanzierung von Ubomi. Auf Borkum zeigt das Hotel Inselhof gerade eine Bilderausstellung zum Projekt und bringt seine Gäste so überhaupt erst mit Ubomi in Berührung.1.500 Euro sind monatlich nötig, um das Kinderhaus und dessen Betreuung am Leben zu halten, rund 50 Euro pro Tag also. Die vergangenen Monate haben so viel Geld zusammengebracht, dass jetzt ausreichende Mittel sowohl für das erste als auch das kommende Haus zur Verfügung stehen.

Dieses persönliche Engagement und dass so viele etwas zur Entwicklung von Ubomi beitragen, ist für Biggi, Thomas und Khosi unglaublich motivierend. „Gemeinschaft erleben‘ bekäme hier noch mal eine ganz eigene Bedeutung. „Wenn ich zum Beispiel mitbekomme, dass sich KollegInnen in der Jugendherberge Thülsfelder Talsperre jetzt schon in Listen eintragen, wer was zum Benefiz-Weihnachtsmarkt beiträgt, oder ich einen Afrika-Tag im DJH Resort erlebe, der unsere Gäste für Ubomi erwärmt, dann ist das einfach toll. Die Möglichkeit und die Unterstützung zu haben, regelmäßig über Ubomi berichten zu können, ist für uns ebenfalls hilfreich. Kurz gesagt: Zu merken, wie viele Menschen sich von der Situation unserer Kinder im Township betroffen fühlen und das Projekt unterstützen wollen, treibt uns an.

Ein Südafrikaner in Ostfriesland, zwei Bremer in Kapstadt

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Manchmal beginnen innerhalb der Projektarbeit sogar Geschichten, die das Leben einzelner nachhaltig verändern. Bestes Beispiel: Zolani, der künftige Leiter des zweiten Hauses. Ein junger Mann aus dem Township Guglethu, wo das zweiten Ubomi eröffnet wird, der von August 2016 bis August 2017 nicht in Südafrika, sondern in Ostfriesland zuhause war. Genauer gesagt im DJH Resort Neuharlingersiel, wo er als SAGEnet-Freiwilliger gearbeitet hat (einen ausführlichen Bericht darüber findet Ihr hier). Zolani brachte einige Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Township mit. Er war Teamleiter der Organisation „Hoops of Hope“ und gründete 2015, nach dem Ende dieser Organisation, eine eigene. Während seines Aufenthalts im DJH Resort hat er sich anschauen können, was die Jugendherbergen erlebnispädagogisch für Kinder auf die Beine stellen und welche Werte vermittelt werden. Beides zusammen, sein Wissen um die Lebensrealität im Township und die Eindrücke aus seinem Jahr in Deutschland, wird er ab Januar 2018 im zweiten Ubomi-Haus einbringen können. Ein Zusammenwirken, dass eine Fortsetzung gefunden hat: Aktuell sind wieder SAGEnet-Freiwillige aus dem Township in Norddeutschland im Einsatz: zwei in der Jugendherberge Bremen, zwei im DJH Resort. Und die Chancen stehen gut, dass auch sie im Anschluss im Ubomi-Projekt eine Aufgabe übernehmen können. „Und das ist etwas ganz wichtiges im Township: eine Aufgabe zu haben“, weiß Biggi. „Halt finden, sich zugehörig fühlen, das kennen die Jugendlichen in der Regel nicht. Im Ubomi-Haus ändert sich das.“

Während Zolani den Weg von Südafrika nach Deutschland wählte, entschieden sich Levin Richter mit seinem Freund Arvid aus Bremen für den umgekehrten Weg: Fünf Wochen verbrachten sie im Ubomi-Haus und gestalteten das Tagesprogramm für die Kinder engagiert mit. Mehr noch: Sie organisierten einen der Ausflüge, die die Betreuer seit Kurzem versuchen, regelmäßig mit ihrer Gruppe zu unternehmen. Das ist nicht immer einfach zu realisieren. Welche großen Emotionen ein für unsere Verhältnisse normaler Sonntagsausflug bei den Kindern und Jugendlichen dann aber auslösen, wenn sie klappen, könnt Ihr hier sehen:

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Wie Levin und Arvid überhaupt auf die Idee kamen, das Ubomi-Haus kennenzulernen? Nun, Levin ist der Sohn von Thorsten Richter, Geschäftsführer der Jugendherbergen im Nordwesten. Da ist sie also wieder, die persönliche Beteiligung!

Das zweite Ubomi-Haus wird sowohl von der Bauart als auch vom inhaltlichen Konzept identisch zum bereits bestehenden sein. Wieder wird es 25 Plätze für Kinder geben, die hier sinnvoll ihren Tag verbringen können. Wieder werden zusätzlich 10 Jugendliche Teil der Gemeinschaft sein und als Teamer die zwei Hauptbetreuer unterstützen. Und wieder wird Biggi für die finale Vorbereitung und die Eröffnung von Weihnachten bis Anfang Februar vor Ort sein. Fragt man sie, wieviel Zeit sie pro Woche in das Hilfsprojekt steckt, merkt man, wie sehr es ein Teil von ihr geworden ist – sie muss nämlich verdammt lang überlegen. „Wenn man ganz konkrete Arbeitsschritte wie unsere wöchentlichen Skype-Konferenzen, Vereinsformalien, Öffentlichkeitsarbeit, Vorträge über das Projekt, die inhaltliche Zuarbeit für den Newsletter und so weiter zusammenzählen würde, käme man sicher auf einen vollen Arbeitstag pro Woche.Thomas und Khosi, die sich um alle Belange vor Ort kümmern, kommen mindestens zum gleichen Ergebnis“, sagt sie. „Aber ich empfinde das alles nicht als Arbeit. Das Projekt ist für mich bereichernder Bestandteil meines Lebens.“

Wenn Ihr mehr über Ubomi erfahren möchtet, empfehlen wir Euch einen Blick in den Blog der offiziellen Ubomi-Website, wo Ihr lebendige Eindrücke aus der täglichen Arbeit bekommen könnt. Videos und Schnappschüsse aus dem täglichen Leben vor Ort findet Ihr außerdem auf der Facebook-Seite, wo natürlich auch über aktuelle Benefiz-Projekte und Neuigkeiten berichtet wird. Biggi steht auch für persönliche Gespräche oder Vorträge zur Verfügung, solltet Ihr überlegen, selbst ein wohltätiges Projekt in Eurem Unternehmen zu realisieren. Ihr möchtet spenden? Dann findet Ihr hier weitere Informationen. Schon mit einer monatlichen Spende von 10 Euro pro Monat ermöglicht Ihr etwas ganz Entscheidendes: eine warme Mahlzeit pro Tag für ein Kind.

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