Stöbert in Bremen, helft in Kapstadt! Benefiz-Verkauf beim Flohmarkt im Hansa Carré

Ein alter Spiegel, viele bunte Kleidungsstücke, gut erhaltenes Geschirr und sogar ein Modellflugzeug – es ist so einiges zusammengekommen in der Bremer Geschäftsstelle der Jugendherbergen im Nordwesten. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in ihren Schränken gestöbert, nachdem Geschäftsführer Thorsten Richter und Betriebsrat Thomas Richter ihre Idee verkündeten: ‚Lasst uns einen großen Flohmarktstand zugunsten von Ubomi auf die Beine stellen!‘ Am kommenden Sonntag, beim traditionellen Bremer Sonntags-Flohmarkt im Hansa-Carré, könnt Ihr Euch vom Ergebnis Überzeugen.

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Ubomi, das ist inzwischen mehr als der Name des Hilfsprojektes in Kapstadt, das Jugendherbergs-Mitarbeiterin Biggi Hägemann auf die Beine stellt. Es ist der Begriff, der innerhalb der Jugendherbergen das Motto „Gemeinschaft erleben“ eindrucksvoll erleben lässt. „Es ist so motivierend und alles andere als selbstverständlich, dass ein Arbeitgeber und sogar noch so viele KollegInnen ein solches Projekt unterstützen“, kommentiert Biggi die Hilfe der vergangenen Wochen dankbar. Gerade vor ein paar Tagen habe sie eine halbe Stunde auf dem Mitarbeiter-Tag über Ubomi sprechen dürfen – und im Anschluss hätte die Gruppe vor Einfällen, wie man dem Kinderhaus im Township von Kapstadt noch helfen kann, nur so gesprudelt. „Zum Beispiel gab es die Idee eines Spendenlaufs von Jugendherberge zu Jugendherberge.“

Aber auch schon Ende des vergangenen Jahres, als das Ubomi-Team noch dabei war, die Eröffnung des ersten Kinderhauses vorzubereiten, war die Solidarität bereits groß. Manche Jugendherbergen haben ihre Spendenschweine für uns geplündert, Mitarbeiter und ihre Familien haben privat gespendet, die Agentur Das Duell hat kostenfrei eine Website für uns gestaltet. Das Netzwerk rund um die Jugendherbergen war uns wirklich eine große Hilfe.‘

Mit dieser – vor allem auch emotionalen – Unterstützung im Rücken, haben Biggi Hägemann, Thomas Meisterknecht und Khosi Matiwane seit Weihnachten 2016 bereits viel bewegen können. Dass es gelingen würde, das Kinderhaus tatsächlich ins Leben zu rufen, daran haben die drei nie gezweifelt. Dass es sich aber so schnell im Township verankern würde, war nicht unbedingt vorhersehbar. Noch bevor wir mit allem fertig waren, haben die Kinder das Haus bereits selbst eröffnet‘, erinnert sich Biggi schmunzelnd. Typisch deutsch hatten wir eine offizielle Eröffnung mit Grillfest geplant, aber letztlich kam uns die Neugierde der Kinder zuvor. Und das ist auch genau richtig gewesen.‘

25 feste Plätze für verwaiste oder vernachlässigte Kinder zwischen 7 und 11 Jahren stehen aktuell im Kinderhaus zur Verfügung. Konkret bedeutet das: 25 Kinder können ihr gefährliches Leben auf der Straße tagtäglich gegen einen behüteten Rückzugsort tauschen, an dem sie zu essen bekommen, altersgerecht beschäftigt und gefördert werden. Derzeit wird beispielsweise gemeinsam ein Garten angelegt oder regelmäßig Handball gespielt. Bei allen Aktivitäten wird stets darauf geachtet, dass es nicht allein darum geht, auf wahllose Weise Freizeit zu füllen, sondern der besonderen Situation der Township-Kinder Rechnung zu tragen. Handball ist gerade für traumatisierte Mädchen ein passendes körperliches Ventil, um sich abzureagieren‘, so Biggi.

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Ob gemeinsames Zusammenbauen von Regalen, Ballspiele oder gärtnern, bei diesen Unternehmungen können sich immer auch andere Kinder anschließen, die derzeit keinen festen Platz im Haus haben. Und das seien immer einige. Die Kinder sind sehr offen für unsere Angebote und unglaublich dankbar. Man kann sich das Leben vor Ort als Europäer nur schwer vorstellen. Es gibt Gewalt, Krankheit, Armut. Es kam ein Kind zu uns, dessen einziges Hab und Gut ein alter Autoreifen ist, dass es rund um die Uhr bei sich hat. Dass es den Reifen irgendwann einmal in unserem Haus in die Ecke stellte, es also nicht direkt bei sich hatte, war ein riesiger Vertrauensbeweis. Wir sind wirklich gern gesehen. Auch bei manchen Eltern, die durchaus wissen, dass sie sich nicht so um ihre Kinder kümmern können, wie es gut für sie wäre.‘ Die Anbindung an die Township-Community ist sehr wichtig. Die Betreuung und die Versorgung der Kinder im Ubomi wird von Township-Bewohnern übernommen, so können zudem Arbeitsplätze geschaffen werden. Bei der Betreuung der Kinder werden zusätzlich Jugendliche über die Partner vor Ort ausgebildet. Diese Jugendlichen unterstützen im Projekt und bekommen so gleichzeitig eigene Entwicklungsmöglichkeiten.

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Es läuft gut. So gut, dass ein zweites Kinderhaus in Planung ist. Doch es gelte, trotz des ersten Erfolges nichts zu überstürzen: ‚Wir müssen erst eine gesicherte Finanzierung haben. Nichts wäre schlimmer für die Kinder, als wenn das Haus schnell wieder seine Türen schließt, weil wir zu optimistisch waren.‘ 1.500 Euro sind monatlich nötig, um das Kinderhaus und dessen Betreuung am Leben zu halten, rund 50 Euro pro Tag also. Wir sind gespannt, wie viele Tage der Flohmarktverkauf am kommenden Sonntag einbringen wird. 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von morgens um 5 Uhr bis nachmittags um 15 Uhr im Schichtdienst den Stand betreuen und freuen sich, wenn Ihr vorbeischaut!

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Der Flohmarktverkauf, dessen Erlös zu 100 Prozent dem Ubomi-Hilfsprojekt zugute kommt, findet am kommenden Sonntag, 26. März 2017, auf dem regulären Flohmarkt am Hansa Caree (Bremen-Hastedt) statt. Weitere Informationen zum Hilfsprojekt gibt es auf der offiziellen Website. Vor dem Start hatten wir über Biggis Beweggründe und Arbeit schon einmal in diesem Beitrag berichtet.

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