Ferien mit Kick! So ist es im Fußballcamp Aurich

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Dieser Sommer steht ganz im Zeichen des Fußballs. Nicht nur in Frankreich wegen der Europameisterschaft, sondern auch in unseren Jugendherbergen: Hier kicken sich Nachwuchs- und Hobbykicker bei unseren Fußballfreizeiten durch die Ferien. Eine Woche lang bekommen sie Tipps und Tricks gezeigt und können sogar ihr DFB-Fußballabzeichen machen. Vor allem aber lernen sie eines: Wie man im Team zusammenspielt – denn für das Camp reisen nicht nur Kinder aus unterschiedlichen Städten, sondern auch junge Flüchtlinge an. Wir waren in der Jugendherberge Aurich dabei.

Titus hat den Ball fest im Blick. Schiebt ihn vor sich her, stößt ihn immer wieder leicht mit seinen Fußballschuhen an, sodass das runde Leder nur Zentimeter vor seinem Fuß über den Kunstrasen rollt. Vor ihm: leuchtend orange kleine Hütchen, in regelmäßigen Abständen. Diese muss er umspielen, und dabei sicher bleiben, als würde er einen Gegenüber austricksen. Jetzt ist er selbst sein eigener Gegner, denn er muss schneller sein als beim letzten Mal, muss eine gute Zeit hinlegen. Drei Hütchen noch, zwei, das letzte, und – geschafft! Das DFB-Sportabzeichen ist ihm sicher.

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Titus kommt aus Oldenburg, das ist kein Geheimnis: Der Name seines Vereins VFL Oldenburg prangt hinten auf seinem rot-weißen Trikot. Der Zehnjährige spielt schon lange Fußball, derzeit im zentralen defensiven Mittelfeld. „So wie Lahm“, sagt er und grinst. Den ehemaligen Nationalspieler mag er, seine großen Idole aber sind Joshua Kimmich und Christiano Ronaldo, beide Helden dieser EM und beide sehr gut. Der zehnjährige Bayern-Fan will selbst einmal so gut werden, deswegen nutzt er jede Gelegenheit, bei der man Fußball spielen kann. „Das macht mir einfach am meisten Spaß“, sagt Titus. „Vor allem passen und dribbeln.“ Auf das Fußballcamp in der Jugendherberge Aurich ist er im Internet gestoßen und hat dann seine Eltern darauf aufmerksam gemacht. Wenn diese Freizeit vorbei ist, fährt er direkt zur nächsten.

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„Kapuuuuuiiiiiii!“, brüllt Sebastian Bockhorst, und noch einmal: „Kaaaapuuuuuiiii!“ Jetzt heißt es schnell sein, denn wenn der geschulte Teamer aus Oldenburg dieses Fantasiewort ruft, müssen alle im Kreis um ihn herum stehen. Am Anfang der Freizeit haben sie das vereinbart, und auch die Positionen festgelegt, auf denen jeder einzelne sich einfinden muss. Dabei gibt es zwei Teams. „Das Team, das bei diesem Spiel verliert, muss abends den Tisch abräumen“, erklärt Sebastian. Ahh, deswegen klappt das so gut. Aufgaben wie diese stärken Disziplin und Teamarbeit – und diese Eigenschaften sind besonders wichtig für das Training. Sebastian weiß das, denn der 27-Jährige ist nicht nur DJH-Teamer, sondern spielt selber seit seinem fünften Lebensjahr Fußball und hat eine DFB-Trainerlizenz.

Gemeinsam mit Teamer Brian Srinivasan aus Bremen leitet er das Fußballcamp in Aurich. „Das hier ist keine Sportelite-Freizeit“, betont Sebastian. „Hier geht es vor allem erst einmal um den Spaß beim Kicken.“ Und den haben die Jungs offensichtlich: An verschiedenen Spielstationen probieren sie unterschiedliche Schusstechniken aus, üben das Dribbeln und Flanken, trainieren Standardsituationen: Hier geht es vor allem darum, eigene Stärken zu entdecken und an Schwächen zu arbeiten. Mindestens drei Stunden täglich trainieren die Kids, dazu gibt es jede Menge Freundschaftsspiele. Jasper steht gerade neben dem Tor, fragt: „Bereit?“, und Titus reckt den Daumen nach oben. „Wirf schon!“ Jasper wirft, und Titus köpft den Ball gekonnt ins Tor.

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Die beiden Zehnjährigen kannten sich vorher nicht. „Jetzt sind wir ziemlich gute Freunde geworden“, sagt Jasper und hält Titus die Hand zum Einschlagen hin. Jasper kommt aus Schwanewede, auch er spielt im Verein, er mag es, dass man „am Ball auch mal seine Wut rauslassen kann“, und dass es Spaß macht, natürlich. Position?
„Eigentlich Abwehr“, meint Jasper, „aber ich bin ziemlich unberechenbar!“
„Ja, das stimmt, voll oft ist er auch beim Tor“, sagt Titus.
„Ich habe auch schon ein paar Tore gemacht“, betont Jasper stolz.
„Ein paar?!“, ruft Titus erstaunt. „Das waren bestimmt 20!“
„Nein“, entgegnet Jasper lachend und hält sich die Hand an die Stirn. „Vielleicht sechs oder sieben. Oder acht oder neun. Ich zähle die nicht.“

Jasper ist das erste Mal in einer Jugendherberge. „Aber es ist echt cool hier, das muss ich schon sagen. Das Essen ist lecker!“ Heute gab’s Kartoffeln mit Spinat und Rührei, aber auch gegrillt haben sie in der Gruppe schon zusammen. „Das finde ich an den Jugendherbergen so gut: dass man hier schnell Freunde findet. Das ist einfach so gemeinschaftlich“, ergänzt Titus, der schon oft in verschiedenen Herbergen übernachtet hat. „Hier sind immer Kinder, mit denen man was machen kann.“

Gemeinschaft haben die beiden mit den anderen 16 Jungs zwischen 7 und 13 Jahren beispielsweise auch beim gemeinsamen Schwimmbadbesuch direkt nebenan. Vor allem für die Flüchtlingskinder war das eine ganz neue Erfahrung. „Erst haben sie sich gar nicht ins Wasser getraut“, sagt Brian lächelnd. „Aber dann haben wir sie kaum noch rausgekriegt! Da konnten sie sich richtig öffnen, sie haben total gestrahlt.“ Auch wenn sie noch nicht so gut Deutsch sprechen können – Anschluss finden sie in der Fußballtruppe schnell, meint Brian. „Das ist wirklich schön zu sehen, wie sich einzelne um sie kümmern.“

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Dass sich alle so gut verstehen, liegt auch an dem Programm abseits des Rasens. Dem neunjährigen Arthur hat die Fotorallye im nur wenige Gehminuten von der Jugendherberge gelegenen Stadtzentrum von Aurich am besten gefallen. Dabei wurden die Kinder in kleine Gruppen aufgeteilt und mussten Fotos zu einem vorgegebenen Thema machen: So viele Farben wie möglich auf ein Motiv kriegen oder mehrere Generationen auf einem Bild haben zum Beispiel. Die größte Herausforderung? „Ein Paar zu finden, das vor der Kamera knutscht“, sagt Arthur. Eine Gruppe war da besonders kreativ – und hat einfach eine Postkarte abfotografiert, auf der sich zwei Menschen küssen. Titus und Jasper haben die Passanten einfach direkt angesprochen. „Genau darum geht es auch bei dem Spiel“, erklärt Sebastian. „Wir wollen, dass die Kinder über ihren Schatten springen, im Team nach Lösungen suchen und die Kommunikation mit Erwachsenen üben.“ Gemeinsam sind wir stark – dieser Leitspruch steht über der Woche im Camp.

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Auf dem Platz direkt hinter der Jugendherberge Aurich jedenfalls funktionieren Kommunikationen Teamgeist am Ende der Freizeit sehr gut: Brian und Sebastian treten mit ihren gewählten Mannschaften gegeneinander an. Jasper rennt wieder blitzschnell aufs Tor zu, kriegt den Pass, gibt dann aber doch noch einmal ab – und Tor, Toooor! Die Mannschaft mit den Laibchen reißt die Arme jubelnd in die Höhe, klatscht sich ab, und dann geht es weiter.

„Ich glaube, der Abschied wird mir schon ein bisschen schwer fallen, das Camp hätte ruhig länger dauern können“, gibt Titus zu, der wegen einer leichten Zerrung das Spiel von der Seitenlinie aus beobachtet. „Aber Jasper und ich bleiben auf jeden Fall in Kontakt.“ Sebastian kommt und zeigt ihm ein paar Dehnübungen, damit es dem Zehnjährigen schnell wieder besser geht. So ist es eben, wenn man ein Team ist – auch wenn man, in diesem Fall zumindest, eigentlich gegeneinander spielt.

Das nächste Fußballcamp von DFB-lizensierten Trainern inklusive Übernachtung mit Vollpension in der Jugendherberge Aurich findet in den Herbstferien vom 9. bis zum 14 Oktober statt. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Hier kicken für weitere Freizeiten der Jugendherbergen im Nordwesten mit Fußballschwerpunkt.

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