‚Kaalay La!‘ Multikulti-Fußballfreizeiten in Haltern und Rheine
Sie sprechen unterschiedliche Sprachen. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern. Und sie haben unterschiedliche Alltagsgewohnheiten. Trotzdem gab es etwas, was die Kids, die im vergangenen Jahr in der Jugendherberge Haltern an der ersten integrativen Freizeit für Kinder aus Deutschland und aus Flüchtlingsländern teilgenommen haben, verbunden hat: die brennende Begeisterung für den Fußball. Der beliebte Sport entfaltet seine Landesgrenzen überschreitende Faszination nämlich nicht nur bei weltweiten Turnieren, sondern auch bei Feriencamps in Nordrhein-Westfalen. Genau deshalb heißt es bei uns auch dieses Jahr wieder: ‚Kaalay la!‚. Übersetzt: ‚Komm mach mit‘ bei den sechstägigen Fußballfreizeiten in Haltern am See und Rheine.
‚Wenn es eine Weltsprache gibt, dann ist es die des Sports‘. Niklas Pfitzner weiß, wovon er spricht: Der 26-jährige Student der Sportwissenschaften ist Referent für Trendsport beim Landessportbund, bereist im Rahmen eines Nebenjobs regelmäßig unterschiedliche Länder dieser Welt und gehörte zu den vier Teamern, die im vergangenen Jahr das Kaalay la!-Fußballcamp in der Jugendherberge Haltern am See begleitet haben. Das Camp war die erste Jugendfreizeit, die das Deutsche Jugendherbergswerk im Rahmen des transfer e.V.-Projektes Kaalay la! angeboten hat. Die erste Freizeit für und mit Flüchtlingen war es hingegen nicht: Seit inzwischen vier Jahren bieten die Jugendherbergen Programme für geflüchtete Kinder und Jugendliche an, manche Jugendherbergen, beispielweise die Jugendherberge Hude, waren zeitweise sogar Wohnorte von Flüchtlingsfamilien.
‚Wir haben uns auf das erste Fußball-Camp für Flüchtlinge nicht anders vorbereitet als auf andere Freizeiten‘, erinnert sich Niklas. Wir machen schließlich keine Unterschiede zwischen einem deutschen Teilnehmerkind oder einem Flüchtlingskind, sondern haben das Ziel, Menschen eng zusammenzubringen. Sport ist da das perfekte Verbindungselement.‘ Während Niklas und seine drei Teamer-KollegInnen das Wohl aller Camp-TeilnehmerInnen und die Integration im Blick hatten, konzentrierten sich die Kinder während der einwöchigen Freizeit auf ein ganz anderes Ziel: das Erlangen des DFB-Fußballabzeichens. Dementsprechend engagiert wurde in den Trainingseinheiten gedribbelt, gepasst und geschossen.
Auf das gemeinsame Kicken folgte dann tatsächlich auch ein intensives Kennenlernen zwischen den deutschen und den Flüchtlingskindern. Eine Situation ist Niklas besonders im Gedächtnis geblieben: ‚Um 22 Uhr war bei uns offiziell Bettruhe. Als ich eines Abends in die Zimmer schaute, ob alle sich daran halten, war eines komplett leer. Der Blick ins benachbarte Zimmer zeigte dann, warum. Dort saßen zehn Kindern beieinander und erzählten sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte. Die Flüchtlingskinder berichteten über ihren Weg nach Deutschland und ihre Probleme im Heimatland. Keine Schulstunde oder Unterhaltung mit den Eltern kann deutschen Kindern so eindrucksvoll vermitteln, was hinter der aktuellen Zuwanderung steckt. Im Camp geschah Integration durch direkten Kontakt.‘
In diesem Jahr gibt es gleich vier Fußballfreizeiten für Kinder mit und ohne Zuwanderungsgeschichte: zwei in Haltern am See (16. Juni bis 21. Juni 2017 sowie 13. bis 18. August 2017) und zwei in Rheine (16. Juni bis 21. Juni sowie 23. Juli – 28.Juli 2017). Niklas wird wie im vergangenen Jahr in Haltern als Teamer dabei sein und weiß, was die Kids erwartet: ‚Jeden Tag gibt es drei Sporteinheiten, eine davon ist Fußball, die anderen beiden nutzen wir, um aktuelle Trendsportarten wie Longboarding, Minitennis oder Leitergolf auszuprobieren‘, erzählt er. Außerdem beziehen wir immer lokale Highlights mit ein. In Haltern gibt es beispielsweise einen Hochseilgarten und schöne Schwimmbäder, die wir ins Programm aufnehmen. Drumherum wird es viele Möglichkeiten fürs gesellige Beisammensein geben, aber man kann die freie Zeit natürlich auch nutzen, um noch weiter an den eigenen Fußballkünsten zu feilen.‘
Jetzt noch anmelden!
Aktuell sind noch Anmeldungen für die Camps möglich. Weil die Fußballfreizeiten durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert sind, werden nur die Kosten für die Unterbringung und die Verpflegung in der Jugendherberge erhoben. Für Flüchtlingskinder und Kinder, deren Eltern Schwierigkeiten haben, den Restbetrag aufzubringen, ist in Rheine auf Antrag sogar eine komplett kostenfreie Teilnahme möglich. Dies ermöglicht die Stiftung der Deutschen Jugendherbergen. Anträge nimmt die Hausleiterin der Jugendherberge Rheine, Frau Hövel, entgegen.
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