Zum Umgang mit neuen Medien

Ich denke mal, jede und jeder, die oder der jugendlichen Nachwuchs zu betreuen hat, kennt das Thema ’neue Medien‘ als Kopfzerbrecher. Welche Zugänge erlaube ich, welche verbiete ich und vor allem wie. Muss sich mein Kind mit mir auf Facebook befreunden (was mein Sohn erst sehr bereitwillig zum Freundesammeln getan hat, um mich bereits nach vier Tagen wieder zu entfreunden). Häufig kennen sich unsere Kinder auf den Plattformen besser aus als wir selbst. Das Gruseln vor dem weltweiten Netz, das alle Offerten ungefiltert meinem Sohn anbietet, wird oft ausgelöst durch meine eigene Überforderung.

Aber auch das Miteinander unserer Kinder hat sich durch Facebook & Co verändert. Während unsere Eltern immer mahnten, doch eben zu den Nachbarkindern rüber zu laufen und nicht alles über Telefon zu besprechen, verstehe ich oft nicht, warum mittlerweile ein Anruf so absurd scheint. Mein Sohn guckt lieber, ob die gesuchte Person ‚on‘ ist. Verabredungen in Gruppen können sich so über den ganzen Tag ziehen und manchmal bleiben sie dennoch am Ende ohne Ergebnis. Zumindest aus Erwachsenenperspektive, denn mir ist natürlich daran gelegen, präzise Informationen über die jugendlichen Vorhaben zu bekommen.

Neben diesem ’normalen‘ Wandel durch die technische Entwicklung neuer Medien entstehen aber auch erschreckende Situationen. So empfing mich mein Sohn vor einiger Zeit sehr schockiert mit der Nachricht, dass sich ein Mädchen auf Facebook umbringen wolle. Er kannte sie nicht persönlich und sie hatte ihm im Chat ihr Herz ausgeschüttet und ihm mitgeteilt, dass sie ihrem Leben ein Ende setzen wolle. Danach hatte sie sich dann nicht mehr gemeldet. Wir waren mit Notruf und Polizeikontakt die halbe Nacht damit beschäftigt, die Identität des Mädchens herauszufinden, bis endlich von ihrer Seite die Entwarnung kam. Ich war ehrlich gesagt begeistert davon, wie gut sich mein Sohn in der Situation verhalten hat und wie sorgfältig die Polizei sich des Problems annahm. Aber natürlich auch bestürzt, wie schnell mein Kind in eine dermaßen überfordernde Situation geraten kann.

Auch das Thema ‚Cybermobbing‘ war im Umfeld meines Sohnes schon aktuell. Einmal habe ich mitbekommen, dass ein Kind sich in den Account eines anderen eingeloggt hat, um sich in dessen Namen als schwul zu outen. Die Jungs haben dann untereinander geklärt, dass das keine gute Aktion war.

Deshalb gefällt mir außerordentlich gut, dass jetzt in unseren Jugendherbergen das neue erlebnispädagogische Programm ‚App-solut teamfähig‘ startet, das Teamtraining und den Umgang mit neuen Medien zusammenführt. Unterstützt von einer Smartphone-App fühlen sich die Schüler mit Hilfe von Rollenspielen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven in Mobbing-Szenarien ein und lernen mögliche Leistungsstrategien kennen. Nach dem eintägigen App-Workshop folgt eine zweitägige pädagogisch betreute Teamtrainingseinheit mit den Schülern. Zu diesem innovativen Programmangebot gab es am 31. Mai 2013 einen Pressetermin in der Jugendherberge Osnabrück. (nk)

PI_JH Osnabrück_Cyber_Mobbing_31.05.2013

Ai??2012 istockphoto svetikd/montage das duell

Ai??2012 istockphoto svetikd/montage das duell

 

 

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