Toni Trash: OLB-Förderpreis-Gewinner drehen Musikvideo

Im Sommer 2016 hat Toni Trash beim OLB MUSIK-CAMP Workshop-Wochenende den Förderpreis der Oldenburgischen Landesbank (OLB) gewonnen. Über ein halbes Jahr lang wurden sie daraufhin professionell von Coaches betreut, haben ihre Songs im Studio aufgenommen – und jetzt auch ein Live-Musikvideo zu ihrem neuen Song Maskenfall gedreht. Wir haben die vier Osnabrücker Newcomer bei der Produktion begleitet.

Der Verstärker dröhnt. Sänger Fabian Striethorst steht auf der Bühne, tritt einen Schritt nach vorne, die Lippen nur noch Millimeter vom Mikro entfernt. Um ihn herum flimmert das Licht, ansonsten ist es dunkel. Durch diese Dunkelheit heulen jetzt die ersten Töne der E-Gitarre. Das Schlagzeug setzt ein, der Boden vibriert, und Fabian singt: „Ein Lächeln gemeißelt in Stein…“, als würde er vor einem Stadion voller Menschen stehen, wie ein echter Rockstar. Tatsächlich ist es wahrscheinlich, dass ihn bald Hunderte, vielleicht sogar Tausende sehen. Jetzt aber sind die einzigen Augen, die auf ihn gerichtet sind, die von Björn Reschabek und Eike Sorgatz von Roadkill Rec, die sie durch ihre Kameras beobachten.

Und: Line Pengel. Die Künstlerbetreuerin von quitecatchy steht vor der Bühne, als einzige in dieser großen Halle – und hat Gänsehaut. „Was für eine geniale Energie die Jungs auf die Bühne bringen“, sagt sie begeistert. Es war diese Energie, die sie schon damals beeindruckt hat, im Frühjahr. Da waren Toni Trash zum Workshop-Wochenende des OLB MUSIK-CAMP in der Jugendherberge Damme und haben die Jury mit ihrer Musik am Ende so überzeugt, dass sie den Förderpreis der Oldenburgischen Landesbank gewannen: Intensive Begleitung durch die Coaches, Studio-Aufnahmen ihrer selbstgeschriebenen Songs. Und ein Musikvideo.

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Seit der Auszeichnung ist einiges passiert. Toni Trash hat an Musikwettbewerben teilgenommen, Konzerte gespielt. Und vor allem: weiter an sich gearbeitet. „Die Jungs haben sich selbst echt in den Arsch getreten“, bewundert Line. „Die wollten lernen, die haben alles angenommen, was wir anbieten konnten, haben viele Fragen gestellt. Ihre Entwicklung ist  beeindruckend.“ Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass eine Band sich ein halbes Jahr in diesem Umfang mit sich selbst auseinandersetze und so viel Feedback ertrage. „Ich bin wahnsinnig stolz, diese Band zu kennen und mit ihr zu arbeiten“, sagt Line. „Toni Trash kann es noch sehr weit schaffen.“ Deswegen hatte sie für den Musikvideo-Dreh auch nur einen einzigen Tipp für die Jungs: „Seid genau so, wie ihr seid!“

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Nun hätte sich Toni Trash irgendetwas Abgefahrenes überlegen können für das Video. Eine Handlung, was Dramatisches vielleicht; oder einen düsteren Ort. Es hätte sicher einiges gegeben, was zum Songtitel „Maskenfall“ passt. Am Ende aber haben sie sich für das entschieden, was sie am besten können: eine Live-Performance auf der Bühne.

„Ein Lächeln gemeißelt in Stein
eine freundliche Bitte birgt ein Verlangen
immer nett und höflich zu sein
zwischen Lügnern und Gauklern
ist ein Unterfangen
zum Scheitern verurteilt
Langsam lösen sich Teile
Risse im Fels
es bröckelt die Fassade
nichts mehr da was sie hält“

Zwei Stunden vor Drehbeginn. Jannis Konersmann schlägt auf die Drums ein, seit einer Viertelstunde schon. Immer wieder in die Mitte, bam-bam-bam-bam. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Mikrofon, der Sound kommt nicht an, bis Tontechniker Tjado de Vries sagt: gut, nächste. Das dauert, das zehrt an Kräften und Nerven. Aber am Ende haben Sie nur diesen einen Tag zum Videodreh, da muss alles perfekt sein.



Fabian Striethorst steht im Nebenraum und singt sich ein. So laut, dass man es durch die Tür hindurch hört, da steckt Power in der Stimme. Wobei sein Bruder und Gitarrist David Striethorst bei dem Song den lautesten Part hat, wenn er beim Refrain „looooooos“ ins Mikrofon grölt. Ein Ohrwurm, schon nach dem ersten Hören. Heute werden sie den Song Dutzende Male singen und spielen.

„Wenn meine Maske fällt fallt ihr auch
es gellen Schreie, fliegen Scherben, wirbelt Staub
Wenn meine Maske fällt lass´ ich los
und die Wellen die ich schlage werden groß“

Dann ist es soweit: Der Sound steht, das Licht ist ausgerichtet, die Kameras bereit. Line verteilt T-Shirts an die vier Jungs, Ausschnitt, Ärmel und Saum hat sie selbst zugeschnitten. Bei Bassist Hendrik Jürgens passt es noch nicht ganz, also geht Line noch einmal mit der Schere ran, schnippelt hier und dort noch etwas herum – und fertig ist der einheitliche Band-Look. Kann losgehen.

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Oder, wie Eike Sorgatz sagt: „Action!“ Frontsänger Fabian hält einen weißen Zettel in die Kamera, auf dem eine 1 steht. Erster Take. Der Verstärker dröhnt, das Licht flimmert, die E-Gitarre heult auf, dann setzen Schlagzeug und wenig später Fabian ein. Eike und Björn umrunden die Musiker mit ihren Kameras, schwanken vor und zurück. „Wir wollten etwas Dynamisches machen, etwas, das nicht so gewöhnlich ist“, sagt Eike. Licht und Dunkelheit werden das Video prägen, das Setting ist schlicht. „Wir fokussieren uns auf die Band und versuchen, diese Energie, die sie auf die Bühne bringen, mit den Kameras einzufangen.“ Das bedeutet: nah dran sein. Eine Herausforderung bei vier Musikern auf einer kleinen Bühne. „Wir wissen nie genau, was die Band als nächstes macht“, sagt Björn. „Wir müssen sehr konzentriert sein, um die Momente einzufangen, die wichtig sind für die Stimmung im Video.“

„Verdammt die Zeit, verdammt der Stress
ja ich verstehe kein Problem ich komm schon klar
verdammt der Tag, verdammt die Nacht
verdammter Monat und das gottverdammte Jahr
so viele Träume geträumt die zerplatzten wie Blasen
Schlachten gekämpft Feinde geschlagen doch nicht
und aus der Angst wird eine Frage nach der Schuld
und aus der Zeit wird eine Probe der Geduld“

Ende des ersten Takes. Unzufriedenheit. „Ich glaube, öfter hätte ich mich nicht verspielen können“, ärgert sich Gitarrist David Striethorst. „Macht nichts“, sagen die anderen, „bei uns hat auch einiges nicht gepasst.“ Toni Trash sind selbstkritisch, das hat Line Pengel schon beim Workshop festgestellt. „Die Jungs sind sehr streng mit sich selbst“, sagt sie. Dabei haben sie große Fortschritte gemacht. „Sie sind viel ernsthafter geworden, haben sich technisch verbessert. Jetzt können sie auf Knopfdruck abliefern – das ist Wahnsinn!“

Eine Veränderung, die auch die Band selbst bemerkt. „Wir haben uns in diesem halben Jahr viel besser selbst kennen gelernt“, sagt Fabian. „Wir konnten an Schwächen arbeiten und wissen jetzt viel mehr, wer wir sind und wer wir sein wollen.“ Für die Studioaufnahmen haben sie sogar extra neue Songs geschrieben. Diese entstehen immer in Gemeinschaftsarbeit. „Meist habe ich eine grobe Idee im Kopf, mit ein paar Akkorden dazu. Dann spielen wir das, jeder bringt sich ein, und so wächst das zusammen.“ Das OLB MUSIK-CAMP, der Förderpreis, die gemeinsame Zeit mit Line und den anderen Coaches – „das war alles echt wertvoll für uns, wir haben wahnsinnig viel gelernt.“ Das Musikvideo sei eine wichtige Chance. „Wir hoffen, dass wir so zeigen können, was wir draufhaben.“

Kurze Pause. Blick auf die Aufnahmen, erste Begeisterung.

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Und knapp zwei Wochen später ist es dann endlich fertig: Das erste professionell produzierte Musikvideo von Toni Trash. So ganz können es die Newcomer noch gar nicht glauben. „Wir sind echt überwältigt von allem, was wir seit dem OLB Musik-Camp alles erleben durften“, sagt Sänger Fabian. Die Fertigstellung des Musikvideos ist gleichzeitig auch das Ende der Förderphase durch die OLB. Aber: „Die Jungs haben so viel gelernt – für die geht es jetzt erst richtig los“, sagt Line Pengel. Sie wird auch weiterhin mit Toni Trash in Kontakt bleiben. Und wer weiß, wohin der Weg die Band noch führt. Die Künstlerbetreuerin hat da schon eine Idee. „Ich würde sie vom Fleck weg signen.“

Mehr Infos zu Toni Trash und dem OLB Förderpreis gibt es in unserem Beitrag von der Verleihung. Der Band könnt Ihr übrigens auch hier auf Facebook folgen.

Fotos: Björn Reschabek

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