OLB-MUSIKCAMP NORDWEST 2015 auf Borkum | Tag 3

Okay, auch Musiker werden irgendwann müde: Am gestrigen Sonntag klafften beim Frühstück so einige personelle Lücken. Erst nach und nach, mit kleinen Augen und verschlafener Stimme, tauchten die Bandmitglieder und Einzelkünstler im Speisesaal der Jugendherberge Borkum auf. Die Nacht war einfach zu lang – aber jede wache Minute von Samstag auf Sonntag hatte sich gelohnt: eine „Konzert-Polonaise“ (T. Wingenfelder) durch alle Proberäume zu später Stunde wurde zum musikalischen Happening, bei dem die TeilnehmernInnen zum einen spontan ihre mit den Dozenten erarbeiteten Fortschritte präsentierten, zum anderen noch enger und freundschaftlicher zusammenrückten. 

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Und so fiel am Sonntagmorgen das ursprünglich geplante Warm-Up aus und alle ließen lieber in Ruhe beim Frühstück nochmal die Ereignisse der vergangenen Nacht Revue passieren. Die Energie, die bei den spontanen Konzerten der Bands und Songwriter zu spüren war, würde als besondere Qualität des Wochenendes in Erinnerung bleiben – darüber waren sich Dozenten und Nachwuchs-Musiker schnell einig. Über das durchweg hohe Niveau aller TeilnehmerInnen des Camps ebenfalls. Immer wieder hörte man den gleichen Satz: „Ich möchte am liebsten von allen eine CD bei mir zuhause haben.“

Etwas später als geplant, aber dennoch konzentriert ging es dann aber doch mit dem regulären Programm weiter, und zwar mit ganz viel Theorie. Denn auch ein leidenschaftlicher Musiker kommt nicht umhin, sich mit Musikverlagen und deren Konditionen, mit einer Mitgliedschaft bei der GEMA und mit Ausbildungsmöglichkeiten an Musikakademien auseinanderzusetzen, wenn er seine Leidenschaft professionell ausüben möchte.

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„Mit jedem Song entsteht ein Urheberrecht“ – das war die entscheidende Botschaft von Jan Loechel, der über die GEMA informierte. Auf die Frage, wer denn schon Mitglied in der GEMA sei, gab´s eine klare Antwort: niemand. Schnell wurde deutlich, dass viele in der Runde mit dem Stichwort negative Assoziationen verbinden. Bislang war der Verein für sie der Spielverderber, der auf Musikplattformen den freien Zugang zu Videos verhindert. Nach Jans Ausführungen wendete sich das Blatt: Alle verstanden, dass sie als Künstler von der GEMA profitieren können.

Im Hinblick auf eine Zusammenarbeit mit Plattenfirmen oder Musikverlagen hatte Jan auch einen klaren Rat, den er weitergab: „Lasst Verträge von einem Medienanwalt prüfen, bevor ihr sie unterzeichnet.“ Dieser Empfehlung schloss sich Dennis Poschwatta sogleich an. Er berichtete von seinen ersten Verträgen und davon, dass er nie mit dem großen Erfolg gerechnet hätte, den die Guano Apes dann tatsächlich hatten. Dadurch hätte er nicht so selbstbewusst verhandelt, wie man es tun sollte. „Denkt daher immer groß“, appellierte er an die gebannt lauschenden Zuhörer. „Geht davon aus, dass alles richtig gut läuft und überlegt Euch davon ausgehend, welche Konditionen ihr in einem Vertrag akzeptieren könnt.“ Line Pegel fügte dann noch hinzu, dass es nicht nur exklusive Verträge gibt, sondern ganz viele Varianten der Zusammenarbeit mit Verlagen möglich seien.

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Stephan Emig, der selbst an drei Musikakademien unterrichtet, erklärte anschließend, welche Vorteile es haben kann, an einer Ausbildungsstätte unterrichtet zu werden oder ein Musik-Camp zu besuchen. Neben dem theoretischen Know-how, das man dort erwirbt, gäbe es einen Aspekt, der Gold wert sei: „Ihr lernt dabei Leute kennen, mit denen ihr zukünftig vielleicht arbeiten oder sogar zusammen in einer Band spielen könnt.“ Wir sind Helden sei ein bekanntes Beispiel, die Bandmitglieder seien sich an einer Musikakademie überhaupt erst begegnet. „Letztlich merkt ihr das ja an diesem Wochenende auch: Ihr kommt hier mit Menschen zusammen, die Euch inspirieren und mit denen ihr Euch austauscht. Genau solche Netzwerke sind wichtig.“

Wie wichtig es für Künstler, die im Team arbeiten ist, gemeinsame Visionen zu haben, betonte Thorsten Wingenfelder an diesem Tag. „Verständigt Euch regelmäßig darüber, welche Ziele ihr habt. Wenn der eine nur kleine Gigs anstrebt oder sich mehr auf sein Studium konzentrieren möchte, der andere aber auf großen Bühnen stehen möchte, dann werdet ihr scheitern. Ihr müsst Euch emotional verstehen. Das heißt nicht, dass Ihr immer einer Meinung sein müsst, ganz im Gegenteil. Kunst ist nämlich keine Demokratie, Kunst ist streng genommen Diktatur. Aber findet etwas, das Euch größer macht als die Summe der einzelnen Teile. Findet Eure Chemie!“

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Dass die Chemie innerhalb des OLB-Camps stimmte, war gestern unübersehbar. Standen die Bands und Solokünstler am Freitag beim Warten auf den Bus noch jeder für sich auf dem Parkplatz der OLB, mischten sich zwei Tage später die Gruppen kreuz und quer durcheinander. Bereits am Samstag waren die ersten Stücke zu hören, in denen Dozenten und Mitglieder anderer Bands in fremden Proberäumen gemeinsam jammten. Und sogar Busfahrer Achim, der uns das Wochenende über begleitete, war dabei, als erst Jan Pecher vom Organisationsteam auf der Gitarre von Aaron Prüßen einen eigenen Song zum Besten gab, und dann Aaron das Stück vorspielte, das er am Freitagabend neu geschrieben hatte. Am dritten Tag, nach den spontanen Konzerten in der Nacht, war die Gemeinschaft dann noch deutlicher zu spüren: Bei den Pausen in der Sonne mischten sich die Bandmitglieder immer wieder durcheinander, Selfies mit den anderen Bands wurden gemacht und gemeinsam auf dem Deich hinter der Jugendherberge den Klängen von Aaron mit Blick aufs Meer gelauscht.

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Das Resümee der TeilnehmerInnen in der Abschlussrunde brachte dieses Teamgefühl dann häufig auf den Punkt. „Ich hatte schon ein bißchen Angst vor Konkurrenzdenken, aber es war hier ganz anders“, fasste Oliver von Farbstoff zusammen. Und auch Turned In teilt diese Meinung: „Wir sind innerhalb von nur zwei Tagen eine Einheit geworden, das hätten wir niemals gedacht.“ Solokünstler Jonas Ebers meint: „Ich bin hier allein angekommen, wurde aber von allen sofort offen aufgenommen. Es war echt harmonisch.“

Aber nicht nur das Beisammensein außerhalb des offiziellen Programms erlebten die MusikerInnen als gewinnbringend, auch das gegenseitige Feedback war willkommen: „Der differenzierter Blick von außen half ungemein“, meint David von Long Road to Ruin. Evke von the 199x schließt sich an: „Der Austausch mit anderen Bands war toll.“

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Dankbar gelobt wurden aber natürlich auch die sechs Dozenten. „Ihr habt uns in dem was wir tun, sehr ernst genommen, das war super“, sagt Dominik von Farbstoff. Und Ole von Tumbleweed hat vor allem vom Anspruch der Coaches profitiert: „Ihr habt echt hohe Maßstäbe gesetzt und habt von uns Dinge erwartet, die wir uns selbst nie als nächsten Schritt vorgenommen hätten. Nur so kommt man voran. Wir haben wirklich viel gelernt.“ Auch Cathy hat das professionelle Feedback motiviert: „Ich habe jetzt noch mehr Bock, weiterzumachen.“

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Lobende Worte gab es am Ende des Workshop-Wochenendes aber auch umgekehrt. Alle Coaches betonten, dass jeder der Teilnehmer das Zeug dazu hat, Musik nicht nur als Hobby zu betreiben. „Euer Engagement bei den Proben und Eure wachsame Offenheit gegenüber Verbesserungsvorschlägen, hat mir eines meiner intensivsten Coachingerlebnis beschert“, ließ Roland Loy die Musiker wissen. Und auch Line wurde ein Wunsch erfüllt: „Bei einigen Camps fehlen mir die Momente, in denen die Teilnehmer zeigen, wie sehr sie sich daran freuen, Musik zu machen. Ihr habt mir das Samstagnacht gezeigt, das war großartig.“ Und Dennis fasste es knapp und prägnant wie folgt zusammen: „Mit anderen Menschen Musik machen zu können, ist eine Gabe, die viele Menschen nicht erleben. Danke, dass ich das mit Euch teilen durfte.“

Abstimmung für den OLB-Förderpreis

Und so konnte jeder mit einem guten Gefühl im Gepäck auf die Fähre von Borkum nach Eemshaven und in den Bus zurück nach Oldenburg steigen. Es war ein arbeitsames OLB MUSIKCAMP NORDWEST 2015, das müde, aber auch glücklich gemacht hat. Und das noch nicht ganz zu Ende ist. Denn einer der teilnehmenden Bands bzw. einem Solokünstler winkt der OLB-Förderpreis im Wert von 3.000, der einen einwöchigen Studioaufenthalt mit Dennis Poschwatta ermöglicht. Und einen gemeinsamen Auftritt mit den Wingenfeldern in einer Jugendherberge gibt es auch noch zu gewinnen. In der zweiten Mai-Hälfte könnt Ihr hier auf der Website für Euren Favoriten abstimmen. Das Ergebnis fließt dann in die Juryentscheidung ein.

Liebe Camp-Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wir sagen danke für ein spannendes Wochenende. Ihr habt Borkum gerockt und uns beeindruckt. Daher schließen wir uns Busfahrer Achim an, der kurz vor Oldenburg kurz und knackig das Wichtigste sagte: „Ich hoffe, dass ich etwas von Euch hören werde!“

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Ihr habt die Berichte der ersten zwei Camp-Tage verpasst? Kein Problem, einfach mal rüberklicken:

Tag 1 & Tag 2

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