Nachgehorcht bei… Dirk Hoffmann: Ein Leben zwischen Juristerei, Politik, Bienen und Ehrenamt

Dirk Hoffmann

Gesetzestexte wälzen und Politik gestalten – das gehört zu Dirk Hoffmanns Arbeitsalltag. In seiner Freizeit engagiert er sich vor allem für Herbergen: Zum einen als stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands Unterweser vom Deutschen Jugendherbergswerk. Und zum anderen als Herbergsvater für Tausende von Bienen. Als Hobby-Imker hat er ein eigenes Volk in seinem Garten – und ständig frischen Honig auf dem Tisch. Wie das Zusammenleben mit den Bienen ist, an welche Jugendherbergserfahrungen er sich noch erinnert und was ihn an dem ehrenamtlichen Engagement im Landesverband reizt, erzählt er im Interview.

 

Herr Hoffmann, in Ihrem Garten ist so einiges los, wie man hört. Vor allem summt es ganz gewaltig. Wie kommt’s?

Meine Frau und ich haben vor einigen Jahren die Imkerei als Hobby entdeckt und beherbergen mittlerweile sechs Bienenvölker in unserem Garten. Ein Volk kann dabei bis zu 60.000 Bienen umfassen. Gerade im Sommer ist da natürlich ordentlich was los. Die Bienen liefern zudem nicht nur Honig, sondern auch noch Wachs und Propolis und sie sind sehr gute ‚Bestäuber‘, die die Qualität und den Ertrag von Nutzpflanzen nachweislich deutlich erhöhen.

In diesem Jahr liest man immer häufiger von Menschen, die im eigenen Garten oder sogar auf dem Balkon imkern. Schrebergärten sind in Urban Gardening etabliert. Welche Sehnsucht steckt Ihrer Ansicht nach hinter dieser Rückbesinnung aufs Gärtnern und auf die Selbstversorgung?

Ich denke, dabei geht es um zweierlei. In Zeiten notwendiger Rationalisierung und Globalisierung – auch der Lebensmittelproduktion – und vor dem Hintergrund verschiedener Lebensmittelskandale gibt es den Wunsch nach Qualität und zu wissen, woher kommt das Obst, das Gemüse, die Eier und das Fleisch oder auch der Honig, den ich esse? Unter welchen Bedingungen wurden diese Lebensmittel produziert? Daneben geht es um eine, im Wortsinn, handwerkliche Freizeitbeschäftigung und einen Ausgleich zu unseren oftmals kopfdominierten Arbeitsleben. Wer am Wochenende oder nach Feierabend mit den eigenen Händen sein Gemüsebeet umgraben kann, Unkraut jätet oder die lästigen Nacktschnecken einsammeln muss, sieht am Ende, was er getan hat, und fühlt sich ausgeglichener und zufriedener.

Welche Rolle können Organisationen wie die Jugendherbergen einnehmen, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche für die Natur zu begeistern?

Die Bewahrung von Natur und Umwelt gehört ja seit Über 100 Jahren zum Markenkern der Jugendherbergen. In vielen Häusern im Nordwesten gibt es spezielle Programmangebote, die die Besonderheiten der umgebenden Natur aufnehmen. Das reicht von Neuharlingersiel mit einem eigenen Wattlabor, in dem unter fachkundiger Anleitung Fundstücke von der Wattwanderung unter dem Mikroskop untersucht werden können, bis nach Lingen, wo es seit 25 Jahren einen Umweltstudienplatz gibt.

Wissen Sie noch, wann Sie das erste Mal in einer Jugendherberge waren? Und wann haben Sie zuletzt in einer Jugendherberge übernachtet?

Gut erinnern kann ich mich an eine Familienradtour durch das Münsterland von Jugendherberge zu Jugendherberge. Damals gab es in vielen Jugendherbergen erstmals Familienzimmer, die wir dann genutzt haben. Beeindruckt hat mich damals der Herbergsvater in Nottuln, weil der über eine Lautsprecheranlage für die Gäste zur Nacht und zum Aufwecken Gitarre gespielt und gesungen hat. Das war 1979, da war ich sechs Jahre alt. Mein letzter Aufenthalt war in diesem Sommer für drei Nächte in der Jugendherberge Emden. Von dort kann man sehr schöne Touren mit dem Kajak durch Ostfriesland unternehmen, leider war das Wetter nicht ganz so toll.

Und wie kam es später zu Ihrer Entscheidung, sich ehrenamtlich im DJH zu engagieren? Was hat sie motiviert?

Der Einstieg beim DJH war eher zufällig, ich bin einfach mal zu einer Sitzung des Ortsverbandes in Bremen gegangen und wurde später von einem Vorstandsmitglied angesprochen, ob ich mich im Landesverband engagieren möchte. Nun bin ich seit 11 Jahren dabei und es macht immer noch großen Spaß. Das Einzigartige beim DJH ist ja gerade, dass hier ein hoch professionell geführtes gemeinnütziges Unternehmen durch ehrenamtlich tätige Vorstände und Aufsichtsräte beraten und begleitet wird. Die persönliche Zusammenarbeit mit den anderen Ehrenamtlichen und den hauptamtlichen Mitarbeitern ist sehr konstruktiv, für – wie ich hoffe – beide Seiten bereichernd und immer im Interesse der Nutzer und der rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 30 Jugendherbergen. Ein besonders motivierendes Projekt der vergangenen Jahre ist das OLB Musik-Camp. Ich bin jedes mal wieder begeistert, dabei sein zu dürfen, wenn sich Jugendherbergen in Konzertbühnen verwandeln und freue mich auf die Wingenfelder und die Gastkünstler.

Hauptberuflich sind Sie Jurist und Geschäftsführer der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Welche Themen in der politischen Arbeit bewegen Sie derzeit mit Blick auf Bremen am meisten?

Für die kommenden Jahre sehe ich folgende Themen im Fokus: Die in den letzten acht Jahren gestiegene Anzahl an Kindern, die in Armut leben. Besonders gefährdet sind hier Kinder von Alleinerziehenden und aus sozial schwachen Stadtteilen. Die Qualität des Schulunterrichts muss sich verbessern, insbesondere gilt es den massiven Unterrichtsausfall zu stoppen. Die Unterbringung und Integration der wachsenden Anzahl von Bürgerkriegsflüchtlingen und Asylbewerbern ist, wie in allen Städten und Gemeinden, eine gesellschaftspolitische Verpflichtung und Herausforderung zugleich. Und nicht zuletzt hängt die Zukunft des Haushaltsnotlagelandes Bremen entscheidend von der Neuausrichtung des Länderfinanzausgleiches, also der Regelung zur Verteilung der Steuereinnahmen auf die Länder, ab.

Und welche Themen stehen bei der DJH-Vorstandsarbeit auf Ihrer persönlichen To-Do-Liste?

Jugendherbergen müssen sich auf dem ‚Markt‘ durch ihre Qualität und ihre Werte gegenüber anderen gemeinnützigen und privatwirtschaftlichen Beherbergungsbetrieben behaupten. Dabei wird uns die Kooperation unseres Landesverbandes mit den Kollegen in Westfalen-Lippe und Bayern helfen. Weil ich davon überzeugt bin, dass wir schneller, besser und konkurrenzfähiger werden, indem wir voneinander lernen und Aufgaben dort bündeln, wo die größte Kompetenz ist, statt das Rad dreimal zu erfinden. Weiterhin geht es darum, unsere Häuser durch Investitionen kontinuierlich zu erhalten und zu verbessern, auch in einem Umfeld mit schwieriger werdender öffentlicher Förderung. Ein zunehmend wichtigerer Aspekt ist die Frage, wie wir zukünftig qualifizierte Mitarbeiter für die Jugendherbergen und die Geschäftsstelle finden und langfristig an uns binden. Die Aus- und Fortbildung ist dabei ebenso wichtig wie ein gutes Betriebsklima. Nicht zuletzt haben wir uns als Vorstand verabredet, stärker als bisher in die Lobbyarbeit für die Jugendherbergen einzusteigen.

Zum Abschluss eine ganz praktische Nachfrage: Wenn eine Familie Lust hat, auch eigenen Honig herzustellen, wo kann sie sich das notwendige Wissen besorgen? Wo gibt es Ansprechpartner?

Wer Bienen hält, betreibt im Grunde einen landwirtschaftlichen Betrieb und muss viele Regeln kennen und beachten: beispielsweise muss jeder Bienenstand beim Veterinäramt gemeldet werden und der Imker sollte sich versichern. Deswegen ist es sinnvoll, sich zunächst bei einem Imkerverein in der Nähe gründlich zu informieren. Die Adressen findet man im Internet. Imkervereine bieten meist Anfängerschulungen an und vermitteln auch einen ‚Patenimker‘, der die Neueinsteiger mit Bienen ausstattet, in den ersten ein bis zwei Jahren betreut und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Außerdem ist man über den Verein versichert, erhält aktuelle Informationen, insbesondere zur Bienengesundheit und den richtigen Maßnahmen zur Varoa-Bekämpfung, und kann dort die Vereinseinrichtungen nutzen, ehe man selber in eine Honigschleuder oder Ähnliches investiert.

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