Nachgehorcht bei… Axel Blees: So fühlt sich ehrenamtliches Arbeiten in der DJH Segelschule an

Axel Blees

Seine Arbeitstage verbringt Axel Blees bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, seine Freizeit sooft es geht auf dem Wasser. Die glühende Leidenschaft unseres Vorstandsmitgliedes für Wind und Wellen ist ansteckend – das beweist nicht zuletzt seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in unserer DJH-Segelschule Bad Zwischenahn. Wie es zu diesem Ehrenamt gekommen ist und welche besonderen Momente er in den regelmäßigen Segelfreizeiten für Kinder und Jugendliche erlebt, hat er uns im Interview geschildert.

Herr Blees, Sie sind leidenschaftlicher Segler. Wann haben Sie den Wassersport für sich entdeckt?

Ich bin schon immer gerne am Wasser gewesen, habe als Kind immer Urlaub am Meer gemacht (Holland / Borkum) oder bin in Seen herumgepaddelt. Irgendwann war ich fällig, mal so richtig aufs Wasser zu kommen. 1993 habe ich im DJH-Reisekatalog das Angebot der DJH-Segelschule an der Jugendherberge Bad Zwischenahn entdeckt und die Zeit war einfach reif! Ich habe dort den Grundkurs und den Sportbootführerschein im Doppelpack über drei Wochen absolviert und da hat es mich gänzlich gepackt. Wasser, Wind und Wellen passen perfekt zusammen und eröffnen einem ein ganzes Spektrum von Möglichkeiten: Ob sportlich im Laser durchs Wasser pflügen oder ganz gemütlich mit Freunden in den Sonnenuntergang segeln. Ob am Zwischenahner Meer oder auch in Holland auf den Kanälen, dem Ijsselmeer oder im Nordosten Deutschlands. Überall gibt es neue Reviere zu entdecken, viel Natur und Ruhe und vor allem viele nette Menschen. Das war es auch, was mich in Zwischenahn an der DJH-Segelschule so fasziniert hat. Man lernt einfach jedes Jahr viele neue und supernette Menschen kennen, segelt zusammen und abends sitzt man gemeinsam am Lagerfeuer.

Was antworten Sie Kindern, die sich nicht zutrauen, solch ein Hobby zu beginnen?

Ich erzähle ihnen von der Faszination des Wassers und der Kraft der Natur, die einen Über das Wasser bewegt. Wie ganz von selbst, ohne Motor und Abgase. So etwa nach der Weisheit von Antoine de Saint-Exupery: Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer. Und dann erzähle ich davon, dass man Dinge einfach mal ausprobiert haben muss, um entscheiden zu können, ob einem das Spaß mach oder eben nicht so sehr.

1996 haben Sie die Leitung der DJH-Segelschule am Zwischenahner Meer Übernommen. Im Nu vom Anfänger zum Ausbilder – erzählen Sie mal von dieser Geschichte.

Die DJH-Segelschule bildet ihre ehrenamtlichen Ausbilder und Teamer selbst aus. Das ist das Prinzip seit Anbeginn, also seit fast 50 Jahren. Wir schauen in den Kursen, wer zu uns passt und wer vor allem unsere Werte und die Segelkenntnisse gut an andere weitervermitteln kann. So bin auch ich zum Ende des Sportbootführerscheinkurses 1993 gefragt worden, ob ich nicht ab nächstem Jahr als Teamer anderen das Segeln beibringen möchte. Da hab ich mich natürlich sehr drüber gefreut und mich sehr geehrt gefühlt. Das ich drei Jahre später schon die Leitung der Segelschule, über einen Pool von rund 75 aktiven Teamern, übernommen habe, lag einfach daran, dass ich in der kurzen Zeit mit vielen Ausbildern in der Segelschule schon eine enge Freundschaft und ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte und die bisherige Leitungscrew den Job nach vielen Jahren in jüngere Hände abgeben wollte. Das habe ich nach zwölf Jahren Leitung dann auch selbst wieder getan. Man muss auch erkennen, wann eine neue Generation in der zweiten Reihe bereit steht, die eine solche herausfordernde Position im Sinne der Segelschule meistern kann. Das schafft man auch nicht alleine. Wir haben das nach und nach dann auch mit mehreren Leuten geschultert und hatten eben Glück, dass auch viele wirklich sehr engagierte Teamer bei uns ‚herangewachsen‘ sind.

Was können Kinder und Jugendliche beim Segeln ihrer Ansicht nach besonders gut lernen?

Der Spruch ‚Wir alle sitzen in einem Boot!‘ bekommt beim Segeln eine konkrete Bedeutung. Vor allem als Neuling bekommt man zum Segeln noch nicht sofort alles alleine hin. Da wird jede Hand gebraucht. Ob beim ‚Boot segelklar machen‘ oder beim Ablegen, ob am Steuer oder am Vorsegel, ob beim Anlegen oder Festmachen: Gemeinsam geht es immer besser und vor allem stressfreier. Junge Menschen lernen automatisch, dass alle an Bord eine Aufgabe haben und jede Aufgabe gleich wichtig ist. Sie lernen voneinander und miteinander. Und wir legen in der Ausbildung vor allem viel Wert auf die gemeinsame und gegenseitige Hilfe, Rücksichtnahme auf Mensch und Material und den Respekt vor der Natur.

Auch in diesem Sommer haben Sie wieder Segelgrundkurse geleitet. Wie verändert sich die Stimmung der Gruppe im Verlauf einer solchen Ferienfreizeit?

Es fasziniert mich immer wieder auf’s Neue, wie die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eines Segelkurses, die sich meist zu Anfang so gar nicht kennen, im Laufe der Woche zu einer echten Gruppe zusammenwachsen, so dass schon viele bleibende und enge Freundschaften in solch einer Woche entstanden sind. Gerade bei Segeln hat man viele gemeinsame Erlebnisse; erlebt sie an Bord des eigenen Schiffes oder hört Abends die Geschichten der anderen Crews und weiß, wovon sie da erzählen. Und – Segler sind sehr traditionsbewusst. Die abendlichen Geschichten sind uns wichtig und müssen entsprechend gewürdigt werden. Dazu haben wir so unsere abgeleiteten Rituale die bis zu den alten Rahseglern der vergangenen Jahrhunderte zurückreichen.

Die Gemeinsamkeit ist der Schlüssel zu einer faszinierenden Woche, die am Ende erfolgreich für jeden zum Abschluss gebracht wird. Jeder lernt seinen Teil und alle sind ein Teil des ganzen. Das schweißt zusammen!

Welche Momente sind es, die Sie immer weiter motivieren, ehrenamtlich für den DJH zu arbeiten?

Die schönsten Momente sind die, bei denen ich das Leuchten in den Augen der Teilnehmer sehen kann. Ob an Bord, wenn sie nach den ersten Unsicherheiten die Freude am Segeln entdecken oder vor allem zum Ende der Woche. Wenn eben die, die sich am Anfang nicht kannten, sich nun wie eine Mannschaft fühlen, wenn jeder für jeden da ist und entspannt und gleichzeitig ausgelassen den Abschlussabend feiert. Das gucke ich mir dann für eine ganze Weile aus etwas Abstand an und genieße den Gedanken, dass wir als Segelteamer unseren Teil dazu beitragen konnten, diese Gemeinschaft sich bilden zu lassen.

Zum Abschluss dürfen Sie sich etwas wünschen: Was sollte in 20 Jahren in den Jugendherbergen anders sein als heute und warum?

Ich wünsche mir – und zwar nicht erst in 20 Jahren – dass alle Altersgruppen noch besser zusammen in einem Haus berücksichtigt werden können: Rentner, Jugendliche und Familien. Dafür braucht man optimal eingerichtete Zimmer, damit sich alle mehr wie zu Hause fühlen. Die schlichte Gestaltung der Vergangenheit reicht nicht mehr aus. Das hat mir übrigens unsere 14jährige Tochter so gesagt. Und Zimmerschlösser via Fingerabdruckscanner – damit man den Schlüssel nicht verlieren kann, wünscht sie sich. 😉

Was ich mir vom DJH wünsche – auch nicht erst in 20 Jahren: Dass alle Verantwortlichen in den Gremien und Leitungsträger verinnerlichen, dass wir alle im DJH in einem Boot sitzen. Was das heißt? Siehe oben!

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