AUF KLASSENFAHRT! Interview mit Lisa Harmann von „Stadt Land Mama“

Jugendherberge Wangerooge

Gerade erst haben wir Lehrer zu Wort kommen lassen, wie sie Klassenfahrten erleben. Doch wie ergeht es eigentlich Eltern dabei, ihre Kinder ziehen zu lassen? Vor allem, wenn es die erste Klassenfahrt ist? Und welche Bedeutung räumen sie Schulreisen ein? Um darauf Antworten zu gewinnen, haben wir uns fünf Elternteile geschnappt, die dazu etwas sagen können. Sie alle sind zudem Bloggerinnen bzw. Blogger und berichten regelmäßig Über ihren Familienalltag. Mal nachdenklich, mal witzig, aber in jedem Fall inspirierend. Los geht es heute mit der Journalistin und Dreifach-Mama Lisa Harmann, die sich gemeinsam mit Katharina im Blog-Magazin Stadt Land Mama Über das Muttersein austauscht.

Lisa Harmann: „Klassenfahrten führen uns in die Selbständigkeit“

Lisa, erinnerst Du Dich noch, wohin Deine Klassenfahrten in der Schule führten?

Natürlich! Das sind ja prägende Erfahrungen! Wir waren in der Grundschule in Wuppertal, der sechsten Klasse in Niedersgegen, mit dem Reli-Kurs auf Wallfahrt in Walberberg, später zu zweit in Gastfamilien in Eastbourne und im Schüleraustausch in der Nähe von Lille, kurz vor dem Abi dann mit dem Deutsch-Leistungskurs in Prag.

Gibt es ein besonderes Klassenfahrten-Gefühl, das Du noch spüren kannst, wenn Du an diese Schulausflüge zurückdenkst?

Oh ja, und ich habe auch noch schöne Fotos, die mir das Gefühl immer zurückholen. Ich war früher ein Heimweh-Patient – so bis ich ungefähr 13 war – aber ich wollte immer weg. Da war die Gemeinschaft der Klasse dann immer super wichtig für mich. Und die viele witzigen, albernen und unvergesslichen Erlebnisse, die man zusammen hatte – und über die wir heute noch manchmal reden.

Inzwischen bist Du Mutter von drei Kindern (11 und zweimal 9). Wie fühlte es sich an, als Deine Kinder das erste Mal ohne Dich ‚auf Reisen gingen‘ (zu den Großeltern oder Ähnliches)? Und wie heute?

Unsere Kinder sind alle in der dritten Klasse für drei Tage auf Klassenfahrt gefahren. Bei meiner Tochter war ich noch aufgeregt, ob ICH das packe 😉 Bei den Jungs war ich schon sehr entspannt. Das kann schon ein Vorteil sein, als Zwilling – da hat man dann ja zumindest immer den Bruder dabei. Allesamt kamen restlos begeistert wieder. Als unsere Große dann in der fünften Klasse für eine ganze Woche weg war, war das schon eine andere Hausnummer. Wir hatten keinerlei Kontakt und so lang waren wir noch nie getrennt. Aber auch da stolzierten uns dann bei der Wiederkehr so stolze Klassenkameraden in einer zusammengewachsenen Gemeinschaft entgegen, dass wir uns darüber nur freuen konnten.

Gibt es ein Ritual, wenn eine kleine Reise für die Kinder ansteht?

Oh, wir reisen unglaublich viel und gern und sind auch oft mal übers Wochenende weg. Rituale haben wir da nicht, aber wir sind sehr sehr schnell im Kofferpacken – das kann auch in 20 Minuten klappen, wenn wir mal sehr spontan entscheiden, irgendwohin zu fahren.

Was denkst Du: Sind Klassenfahrten ein nice to have oder ein wichtiger Bestandteil der Schulzeit?

Ich glaube, sie sind sogar ein essentieller Teil der Schulzeit. Wo sonst lernen wir so viel fürs Leben – und uns selber und unsere Freunde kennen? Es sind diese Reisen, an die wir uns später noch so lange erinnern. Weil sie uns in die Selbständigkeit führen, weil sie uns positiv herausfordern und weil sie der Klassengemeinschaft einen ganz neuen Schwung geben können. Am Ende steht ja dieses Gefühl, etwas gemeinsam erlebt und geschafft zu haben. Das vergisst man doch nie. Ich erinnere sogar noch Kleinigkeiten. Wie unser zweijähriger Gastbruder in England in unseren Korb-Mülleimer pieselte. Und wie ich dort immer heimlich diese kleinen Maltesers-Schokokugeln naschte, weil das Essen nicht wirklich schmeckte – Oh, und der Liebesbrief von dem falschen Jungen – zu ärgerlich 😉

Wenn Du eine Jugendherberge zwischen Nordsee und Sauerland für die nächste Klassenfahrt Deines Kindes aussuchen dürftest, welche würdest Du nehmen und warum?

Spontan finde ich Bad Bentheim sehr schön, sie sieht aus wie aus einem Harry Potter-Film. Das lädt doch von den Fotos her schon zu tollen Nachtwanderungen ein. Ansonsten bin ich ja auch ein großer Fan vom Meer. Da käme zum Beispiel Borkum in Frage. Ich könnte im Grunde sofort wieder losfahren. Schade, dass es solche Reisen später im Berufsleben nicht mehr gibt – Würde dem kollegialen Zusammenhalt sicherlich gut tun.

 

Zur Person:

IMG_1079

Land-Mama Lisa ist 35 und lebt mit Mann, Tochter und Zwillingsjungs im Bergischen Land. Gemeinsam mit Stadt-Mama Katharina (36, wohnt mit Mann, 2 Töchtern und Sohn in Berlin) schreibt sie im Blog-Magazin Stadt Land Mama über das Muttersein. Ein amüsanter, kontroverser Austausch rund um den Familien-Wahnsinn -es geht um Gefühle, Alltag, Versagen und Glück. Im echten Leben sind beide Journalistinnen und arbeiten für verschiedene Zeitungen und Magazine. Kennengelernt haben sie sich übrigens auf einer Recherche-Reise mit dem gesamten Journalistenschulkurs in Rumänien. Im weitesten Sinne also auch eine Klassenfahrt.

Schreibe einen Kommentar: