AUF KLASSENFAHRT: Wenn Schüler zu Helden gegen Mobbing und Rassismus werden

Foto: Saskia Franzen/ photocase

Foto: Saskia Franzen/ photocase

Mobbing und Rassismus an Schulen – ein seltenes Phänomen? ‚Schön wär´s, meint Sven Fritze. Je nach Studie sind zwischen 10 und 40 Prozent aller Schülerinnen und Schüler mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Mobbing oder Cybermobbing.‘ Sven weiß, wovon er spricht, denn er ist Vorstandsvorsitzender und pädagogischer Leiter von Helden e.V. Die ‚Heldenakademie‚ des Vereins organisiert und veranstaltet praxisnahe Workshops, die sich mit den häufigsten Formen von Ausgrenzung und ihrer Prävention beschäftigen – vorwiegend für Schulklassen. An sieben Jugendherbergen in Westfalen-Lippe können diese Workshops ab sofort als Programm für eine Klassenfahrt gebucht werden. Im Interview erzählt Sven, wie Schulklassen dabei zu couragierten Helden werden und was Lehrer bzw. Eltern tun können, wenn es einen Mobbing-Verdacht gibt.

Gegen (Cyber-)-Mobbing und Rassismus: Workshops für Schulklassen

Klassenfahrt-Workshop-gegen-Mobbing

Sven, wie kam es überhaupt zur Gründung vom Helden e.V. und zur Konzeption der Heldenakademie?

Während meines Psychologiestudiums habe ich mehrere Jahre als erlebnispädagogischer Trainer für Schulklassen gearbeitet. Dabei sind mir in den Klassen immer wieder schlimme Fälle von Ausgrenzung, Rassismus und Cybermobbing begegnet, gegen deren Entstehung und Verbreitung ich keine Methoden kannte. Ich habe dann angefangen, mich mit den Themen auseinanderzusetzen und herauszufinden, welche sozialpsychologischen Effekte überhaupt zu Mobbing und Ausgrenzung führen.

Irgendwann habe ich dann angefangen, den SchülerInnen diese Effekte zu erklären und sie durch erlebnispädagogische Experimente spürbar zu machen. Ich war überrascht über den Spaß, den die Kinder haben und darüber, welchen riesigen Einfluss allein schon das Wissen um diese Effekte hat. Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt habe ich dann auf einer Fortbildung Thorsten Kräber kennengelernt, ihm von den Methoden erzählt und er war so angetan, dass ich dann mit ihm und einigen anderen Trainern den Helden e.V. gegründet habe. Kurz danach habe ich dann ein halbes Jahr in den USA verbracht und dort Professor Philip Zimbardo kennengelernt. Er ist der Begründer des Stanford Prison Experiments und verfolgt in den USA mit seinem Heroic Imagination Project ähnliche Ziele wie wir mit dem Helden e.V. in Deutschland. Wir haben uns lange ausgetauscht und er hat mich dann während eines Workshops in seiner Methodik ausgebildet und uns angeboten Partner seines Projekts in Deutschland zu werden. Dieses Angebot habe ich gern angenommen. Als ich danach zurück in Deutschland war habe ich aus dem Heroic Imagination Project und unserer bisherigen Arbeit ‚Die Heldenakademie‘ konzipiert.

Ihr sprecht davon, dass Mobbing und Rassismus langfristige schmerzhafte Folgen haben können. Welche sind das genau?

Das ist von Person zu Person ganz unterschiedlich. Man muss sich klarmachen, dass es für die Opfer ein unheimlicher Stress ist, gemobbt zu werden, und so kann es die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöhen, an einer psychischen Erkrankung wie einer Depression, Essstörung oder Angststörung zu erkranken.

Wie hat sich das Mobbing-Verhalten durch Snapchat, WhatsApp und Youtube verändert?
Durch die sozialen Medien schaffen die SchülerInnen einen Raum, zu welchem Erwachsene keinen oder nur kaum Zugriff haben. So entstehen dort eigene Werte- und Normenrahmen, welche sich oftmals in eine dissoziale Richtung entwickeln und die so von außen nicht sichtbar und zu kontrollieren sind. Außerdem bieten soziale Medien in Kombination mit Smartphones ganz neue Möglichkeiten, andere zu mobben. So können Fake-Profile erstellt werden, Personen können MitschülerInnen aus Klassengruppen entfernen oder anonym Gerüchte verbreiten.

Besonders schwierig ist, wie schnell sich manche Bilder oder Informationen verbreiten. Wir erleben sehr oft, dass freizügige Fotos außer Kontrolle geraten und die Personen, die auf den Bildern zu sehen sind, sehr darunter leiden. Wenn diese Bilder erst einmal im Umlauf sind, ist es sehr schwer diese zu stoppen, da sie, wenn sie z.B. in einer Gruppe bei WhatsApp gepostet wurden danach auf jedem Gerät gespeichert sind. Und da viele dann diese Bilder in andere Gruppen weiterschicken, wird die Situation sehr schnell unkontrollierbar. So kann es sein, dass ein Foto in weniger als einem Tag an praktisch alle SchülerInnen einer Schule verschickt wird.

In diesem Kontext wichtig zu erwähnen ist auch, dass den SchülerInnen durch die Smartphones und die sozialen Medien die Schutzräume genommen werden. Während Mobbing früher primär in der Schule stattgefunden hat und die Geschädigten, wenn sie zu Hause waren ihre Ruhe hatten, sind sie nun für die Tatverantwortlichen Tag und Nacht für Angriffe verfügbar. Dazu kommt, dass die Folgen und die Reaktion des Geschädigten für die Tatverantwortlichen nicht sichtbar werden, da sie ja oftmals nicht daneben stehen, wenn die Nachrichten gelesen werden.

Gibt es eine immer wiederkehrende Dramaturgie, wie Ausgrenzung beginnt?

Es gibt im Grunde drei Phasen des Mobbings. Die erste Phase ist die ‚Testphase‘. Hier prüft der Tatverantwortliche, welche Person oder welche Personen sich als Opfer eignen und wie die Gruppe darauf reagiert, wenn diese Person angegriffen wird. Dies ist die Phase, in welcher Mobbing am besten verhindert werden kann und für welche wir die SchülerInnen auch in unserer Heldenakademie sensibilisieren. Wenn sich die betroffene Person in der Testphase effektiv wehren kann, sich die Gruppe vor das Opfer stellt und sagt, dass es in der Gruppe sowas nicht geben darf oder eine Lehrkraft einschreitet, kann der Mobbingangriff meist schnell beendet werden und es finden keine weiteren statt.

Wird aber ein Opfer gefunden, bei welchem die Gruppe kein Problem hat, dass es gemobbt wird, bzw. sogar mitmacht kommt es zur Konsolidierungsphase. In dieser Phase fangen die Mitschüler an sich zu positionieren. Der Täter sammelt Unterstützer und Assistenten um sich, die dem Mobbing gegenüber positiv eingestellt sind und das Verhalten des Täters verstärken. Andere versuchen gegebenenfalls das Opfer zu verteidigen und wiederum andere halten sich aus der ganzen Sache raus. Spätestens in dieser Phase weiß aber eigentlich schon die ganze Klasse, dass es Mobbing in der Klasse gibt.

Die letzte und ungünstigste Phase, in welche sich eine Mobbingsituation bewegen kann ist die ‚Manifestationsphase‘. In dieser Phase sind praktisch alle Mitschüler am Mobbing beteiligt und sind sich einig darüber, wer auf welche Art und Weise zum Opfer gemacht wird. Es gibt in der Manifestationsphase praktisch keine Verteidiger und keine Zuschauer mehr. Wenn wir eine Klasse erleben, bei der diese Phase erreicht wird, sind auf allen Seiten schon sehr viele Emotionen im Spiel und es wird immer schwieriger das Mobbing zu beenden. Schafft man es aber, geht eine solche Klasse oft auch gestärkt aus der Situation heraus und es kommt zu keinem weiteren Mobbingangriff, weil die Klasse nun die Mechanismen kennt. Eine solche Situation zu erschaffen, benötigt aber Fachleute und ist auch für uns immer wieder eine große Herausforderung.

Wie definiert Ihr den Unterschied zwischen Rassismus und Mobbing? Ist Rassismus eine besondere Form von Mobbing oder gibt es viel grundsätzlichere Unterschiede?

Rassismus und Mobbing sind zwei komplett unterschiedliche Dinge. Es kann zwar Mobbing mit einem rassistischen Hintergrund geben, aber grundsätzlich bezeichnet Rassismus in erster Linie die Aus- und Abgrenzung von Fremden basierend auf deren Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Kultur, etc. Mobbing ist jedoch eine Situation, in der Einzelne immer wiederkehrend Opfer von Angriffen durch Stärkere werden.

Was aber ähnlich ist, sind oftmals die Beweggründe, aus welchen heraus es zu Mobbing- oder rassistischen Angriffen kommt. Diese reflektieren wir mit den Gruppen in unserer Heldenakademie.

Ihr bietet auch Akut-Workshops an, in denen Ihr mit einer betroffenen Klasse die Hintergründe einer aktuellen Feindseligkeit gegen einen einzelnen aufdeckt. Was kommt dabei wiederkehrend zutage? Ganz konkret gefragt: Warum mobben Schüler? Was wird damit kompensiert oder ausprobiert?

Ich fange mal mit den Akut-Workshops an. Diese bieten wir für Klassen an, wenn es zu einem schlimmen Mobbingfall gekommen ist bzw. wenn eine Mobbingsituation beginnt, unkontrollierbar zu werden. Diese Workshops sind auch für uns nicht alltäglich und müssen mit höchster Sensibilität angegangen werden. Erschreckend ist dabei oftmals, wie blind die SchülerInnen für ihre eigenen Taten sind und wie sehr sie sich in Rechtfertigungen für ihr eigenes Verhalten verwickelt haben und das Opfer dabei zum Verantwortlichen für die Taten machen.

Wir versuchen in einer solchen Situation die sozialpsychologischen Mechanismen, die zu dem Mobbing geführt haben sichtbar zu machen, den Tätern und Unterstützern zu zeigen, wie unglaublich dissozial sie sich verhalten haben und ein neues Werte- und Normensystem in der Klasse zu etablieren. Je nachdem, wie schlimm die Situation ist, führen wir auch noch Elternabende durch oder Workshops für die Lehrer und Schulsozialarbeiter.

Bei den Gründen für das Mobbing geht es oftmals um Status, Dominanz, ein Machtungleichgewicht, Neid. Wie bei Erwachsenen auch.

Angenommen, ein Kind berichtet seinen Eltern davon, gemobbt zu werden. Welche konkreten Schritte empfiehlst Du der Familie und im Anschluss den LehrerInnen?

Das kommt ganz auf den Fall an und kann ich so konkret nicht sagen. Wenn sich aber ein Kind öffnet und den Lehrern oder Eltern davon berichtet, ist schon einer der wichtigsten Schritte getan. In den meisten Fällen erfahren die Lehrer und Eltern nämlich erst sehr spät von dem Mobbing, da die Geschädigten sich aus Schamgefühlen heraus nicht trauen, anderen von dem Mobbing zu erzählen.

Ich halte es für ganz wichtig dass die Erwachsenen eine solche Situation immer ernst nehmen und die Situation auf keinen Fall bagatellisieren.

Und was ist das richtige Verhalten eines beobachtenden Mitschülers?

Das richtige Verhalten ist natürlich einzugreifen und das Mobbing zu stoppen. Dies ist aber nicht so einfach, da die SchülerInnen oftmals eine berechtigte Angst haben, selbst zum Opfer zu werden und weil dazu auch sehr viel Mut gehört. Das Beste ist, in einer solchen Situation mit anderen SchülerInnen, die auch gegen Mobbing sind, eine Allianz zu gründen und sich gegen das Mobbing zu stellen und den Geschädigten in die eigene Gruppe zu integrieren.

Das ist in der Realität jedoch nicht immer so einfach. Wenn man sich in einer Situation für andere einsetzt ist auch immer ein gewisses Risiko dabei und die Mitschüler müssen lernen genau abzuschätzen, wie groß das Risiko ist selbst zum Opfer zu werden und wie man in einem solchen Fall das Risiko minimieren kann. Das lernen die SchülerInnen in der Heldenakademie.

Wie sollte man sich als Eltern verhalten, wenn das eigene Kind nicht das Opfer, sondern der Täter ist?

Die Eltern sollten versuchen herauszufinden, warum das Kind Täter ist und dringend das Gespräch mit dem Kind suchen und aufzeigen, welche weitreichenden und verheerenden Konsequenzen das aktuelle Verhalten des Kindes hat. Außerdem sollten die Eltern prüfen, ob der Sohn oder die Tochter nicht selbst gemobbt wird. In vielen Fällen sind die Täter in einer Mobbingsituation in einem anderen oder im gleichen Kontext selbst Opfer.

Zusätzlich sollten die Eltern den Kontakt mit dem Klassenlehrer oder der Klassenlehrerin suchen, um die Situation besser einschätzen zu können und gegebenenfalls zusammen zu überlegen, wie sie mit der Situation umgehen.

Welche alltäglichen Situationen im Familienalltag oder Unterricht eignen sich dazu, Zivilcourage zu erproben bzw. Kinder stark gegen Feindseligkeit zu machen? Wie können Erwachsene schon weit vor einem Vorfall Heranwachsende mit einem emotionalen Schutzschild ausstatten?

In der Resilienzforschung sagt man, dass einer der wichtigsten und besten Schutzfaktoren eine Bezugsperson ist, welcher sich die Kinder anvertrauen können und welche nicht straft und nicht urteilt. Das halte ich für sehr wichtig.

Ansonsten ist eine große Herausforderung erst einmal, dass die Kinder erkennen, wann jemand Hilfe benötigt und das kann man am besten lernen und erproben, indem man selbst zu einem guten Vorbild wird. Ich kann dazu eine kurze Geschichte erzählen.

Ich war mit einem unserer Trainer unterwegs, der von der Anzahl her deutlich mehr Seminare gibt als ich. Wir warteten vor einem Supermarkt und haben auf die Fahrräder aufgepasst, während die Gruppe für den Abend Sachen zum Grillen eingekauft hat. Irgendwann ist mein Kollege aufgestanden, hat einen Einkaufswagen geholt und diesen einer älteren Dame gegeben, die ein paar Meter von uns entfernt stand. Diese hat sich überschwänglich und mit großen Augen bei ihm bedankt. Und erst dann habe ich die Situation verstanden. Irgendjemand hat seinen Hund neben den Einkaufswagen angebunden und die alte Dame hat sich nicht getraut, an dem Hund vorbei zu gehen. Mein Kollege, der jede Woche mit Gruppen trainiert, die eigene Achtsamkeit für die Bedürfnisse anderer zu schärfen, hat diese Situation sofort erkannt. Ich zum damaligen Zeitpunkt nicht.

Ich bin mir aber sehr sicher, dass ich Situationen dieser Art mittlerweile besser erkenne und darum geht es: mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

Gibt es Filme oder Bücher, die Du empfehlen kannst, damit Eltern und ihre Kinder sie gemeinsam anschauen können?

In diesem Kontext ist natürlich die Serie ‚Tote Mädchen lügen nicht‘ zu nennen. Diese zeigt sehr schön, wie viele kleine Dinge zu einer großen Katastrophe führen können. Diese Serie hat aber auch viele Schattenseiten und ich habe mich beim Zuschauen über einiges sehr geärgert. So wirkt die Protagonistin auf mich viel zu gefasst vor ihrem Suizid und attribuiert alles, was ihr passiert external. Ich finde es wichtig, SchülerInnen beizubringen, dass sie die Macht haben ihre eigene Lebenssituation zu beeinflussen. Das blendet die Serie leider komplett aus.

Ansonsten schauen wir mit den Gruppen oftmals den Film ‚Homevideo‘. Diesen finde ich ganz fantastisch und er rührt mich jedes Mal wieder zu Tränen. Zum einen, weil die Situation, die dort gezeigt wird, absolut realistisch ist. Zum anderen kann man an diesem Film sehr gut sehen, wann Mitschüler hätten helfen können, es aber nicht getan haben.

Die neuen Klassenfahrt-Workshops können von 1,5 Tagen bis 5 Tagen dauern und eignen sich ab der fünften Klasse. Was erwartet die TeilnehmerInnen?

Die Teilnehmenden erwartet ein Mix aus erlebnispädagogischen Teamaufgaben, spannenden sozialpsychologischen Experimenten, coolen Geländespielen und insgesamt die Möglichkeit, viel Über sich und die eigene Klasse zu lernen.

Kannst Du ein Experiment, das ihr in solchen Workshops durchführt, mal konkret beschreiben?

Ein Experiment, welches die Idee der Heldenakademie schön illustriert, ist ein Experiment zum Bystander Effekt.

Wir haben ein Seminar in Bielefeld gemacht und die Schülerinnen und Schüler gefragt, was sie denken, wie lange es bei einer Bewusstlosigkeit dauern würde, bis jemand kommt und ihnen hilft. Die Schüler hatten da individuell verschiedene Ansichten und wir haben gesagt, dass wir das gern einmal ausprobieren können. Also sind wir mit den Teilnehmenden zu einem Verkehrsknotenpunkt in Bielefeld gegangen und haben gefragt, wer bereit wäre sich hinzulegen und schlafend zu stellen.

Als erstes hat ein deutsches Mädchen, etwa 14 Jahre alt, gesagt, dass sie das gern ausprobieren würde. Wir haben gefragt, was sie schätzt, wie lange es dauert bis jemand kommt und ihr hilft. Sie hat 2 Minuten geschätzt. In diesem Experiment waren nach etwa 45 Sekunden zwei Personen da, die gefragt haben, was los ist und die ihr helfen wollten. Wir haben dann natürlich das Experiment aufgeklärt und uns für den Einsatz bedankt und gesagt, dass sie bitte immer weiter so aufmerksam sein sollen. Dann hat sich ein deutscher Junge gemeldet, auch etwa 14 und gesagt, dass er es gern auch einmal ausprobieren würde. Er hat geschätzt, dass es 3 Minuten dauert, bis jemand kommt und ihm hilft. Er hat es dann ausprobiert und nach etwa 3 Minuten war dann auch jemand da, der helfen wollte. Wir haben das dann mit den Helfenden wieder entsprechend reflektiert und uns bedankt.

Als letztes hat sich ein etwa 15 Jahre alter türkischer Junge gemeldet und gesagt, dass er es gern auch mal ausprobieren würde, er aber glaubt, dass ihm niemand helfen würde. Die ganze Klasse hat das verneint und gesagt, dass ihm bestimmt auch jemand hilft. Die Situation ist dann so ausgegangen, dass der Junge etwa 6 -7 Minuten dort lag, bis zufällig das Ordnungsamt mit der Polizei vorbeikam und den Jungen grob des Platzes verwiesen hat.

Das hat damals nicht nur die Klasse, sondern auch uns erschrocken, uns aber auf der anderen Seite auch eine fantastische Grundlage geboten über Alltagsrassismus und den Bystander-Effekt zu sprechen. Die Gruppe war am Ende sehr berührt und ich glaube, dass jeder in dem Seminar damals sehr viel erfahren und gelernt hat.

Heute machen wir dieses Experiment nur noch sehr selten, weil wir es nicht so schön für die Helfenden finden und man es sehr genau mit den Leuten auf der Straße aufklären muss. Trotzdem finde ich ist es ein schönes Beispiel dafür, wie man verschiedene psychologische Mechanismen erlebbar machen kann und welchen nachhaltigen Effekt das Ganze für die Gruppe haben kann.

Was erhoffst Du Dir persönlich von der Kooperation zwischen den Jugendherbergen in Westfalen-Lippe und Eurer Heldenakademie?

Ich bin sehr froh darüber, dass wir die Jugendherbergen von der Nordsee bis zum Sauerland als Partner gewinnen konnten und freue mich auf viele Seminartage in den Jugendherbergen. Da Jugendherbergen oftmals für Klassenfahrten genutzt werden, sind sie der Schauplatz für viele wichtige Erfahrungen: das erste Mal längere Zeit von zu Hause weg sein, in jemanden aus der Klasse verliebt sein, lange intensive Gespräche bei Licht aus im Viererzimmer führen. Es ist wichtig für SchülerInnen, auch mal aus der Schule rauzukommen und sich auf andere Art und Weise kennenzulernen und in dem Kontext vielleicht auch bald durch unsere Trainer zu lernen, dass Klassengemeinschaft nicht einfach zufällig passiert, sondern etwas ist, für das man sich einzeln und als ganze Gruppe entscheidet und von dem man selbst und die Klasse unheimlich profitieren kann. Ich erhoffe mir von der Kooperation, dass wir diese Gefühle des Abenteuers, des Zusammenhalts und der Klassengemeinschaft vielen SchülerInnen ermöglichen können.

Danke Sven für Deine informativen und sensibiliserenden Informationen!

Die Workshops der Heldenakademie werden aktuell in folgenden Jugendherbergen angeboten: Bad Driburg, Bielefeld, Detmold, Horn-Bad Meinberg, Paderborn, Petershagen, Rüthen und Wewelsburg.

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