Hier spielt die Musik! Junge Pianisten in der Jugendherberge Bremen

Bremen Alter Sendesaal Bremen Klavierwettbewerb 2016 20.02.2016 - 01.03.2016 ErAi??fnungskonzert mit anschließendem Empfang Yaara Tal und Andreas Groethuysen erAi??ffnen am 20.02.2016 im Sendesaal den EuropAi??ischen Klavierwettbewerb Die israelische Pianistin Yaara Tal und ihr deutscher Partner Andreas Groethuysen bilden eines der weltweit führenden Klavierduos und konzertieren in den renommiertesten Veranstaltungsreihen und KonzerthAi??usern. 2016 erAi??ffnen sie den 15. EuropAi??ischen Klavierwettbewerb Bremen mit Werken für zwei Klaviere als auch vierhAi??ndiges Spiel an einem FlA?gel von W.A. Mozart, C. Debussy und Franz Schubert.

Alle zwei Jahre kommen Pianisten aus ganz Europa nach Bremen, um beim Europäischen Klavierwettbewerb ihr Können unter Beweis zu stellen. Der Wettbewerb gilt als einer der wichtigsten für Nachwuchskünstler, denn bei den Auftritten im Bremer Sendesaal wird ihnen nicht nur eine Bühne geboten: dem Gewinner winken am Ende auch 10000 Euro Preisgeld. 50 Teilnehmer aus 16 Nationen sind dafür an die Weser gereist und übernachten und üben während des Wettbewerbs – na klar! – in der Jugendherberge. Dafür wurden extra Flügel aus Hamburg angeliefert. Wir waren für Euch vor Ort und haben einmal nachgehorcht.

Johannes Brahms höre ich schon von weitem. Kaum ist der erste Schritt durch die Tür der Bremer Jugendherberge gesetzt, erklingen die Klänge eines der wichtigsten deutschen Komponisten der Zeitgeschichte. Sie erfüllen die Lobby, und werden immer lauter, je weiter ich mich dem Billiardraum nähere. Welch Musik! Ich presse mein Ohr an die Tür des Gruppenraums ‚Ochtum‘, und bin mir sicher: Hinter ihr sitzt ein wahres Talent. Die Finger, sie müssen schnell über die Tasten fliegen, das sehe ich nicht, aber ich höre es. Sauber reiht sich ein Ton an den nächsten, als würde ein Konzert gespielt. Dabei ist es nur eine Probe für den ganz großen Auftritt.

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Marco Sanna öffnet die Tür, er sieht müde aus. Ich hab kaum geschlafen‘, sagt der 26-Jährige. Na klar, die Aufregung, die zehrt an den Nerven. Dabei ist der gebürtige Italiener, der seit sechs Jahren in Berlin wohnt und dort Klavier studiert, Auftritte vor Publikum gewöhnt. Aber das ist mein bislang größter Wettbewerb.‘ In den vergangenen Wochen hat er dafür geübt, erzählt er, jeden Tag, sechs Stunden und mehr. Jetzt kommen noch einmal zwei Stunden oben drauf, denn genau so viele stehen jedem Teilnehmer pro Tag in der Jugendherberge zum Trainieren zu. Das Übungsgerät: ein original Steinway&Sons-Flügel.

Vier Tage zuvor. Aram Teber legt sich den Spanngurt über die Schulter, blickt zu seinem Kollegen Stephan Kaya herüber. Bereit?‘ – ‚Bereit!‘, ruft Stephan, und dann richten sie sich – hau-ruck! – auf. Schieben den Flügel vorsichtig auf einem sogenannten Schlitten über den Boden des Transporter, und hieven ihn nach und nach an den Türen vorbei, hinaus auf den Vorplatz der Jugendherberge. Der Platz ist nass vom Regen und rutschig, der Wind pfeift kalt von der Weser herüber. Haste?!‘, fragt Aram. Joo!‘, ruft Stephan.

Die beiden ächzen, und atmen dann erleichtert aus, als der knapp 400-Kilo-Flügel – noch immer eingehüllt – sicher auf dem Rollwagen steht. Zum Glück ist alles gut gegangen: Das Klavier hat einen Wert von 90000 Euro.

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Natürlich geht alles gut, den Aram ist mit seiner Firma Trans-Piano Logistik auf den Transport von Flügeln spezialisiert. Vor 15 Jahren hat er damit angefangen, und ist eigentlich eher zufällig zu dem Job gekommen, denn eigentlich ist er ausgebildeter Tischler und hat zudem eine Lehre zum Koch absolviert. Ich wollte mich in einem Restaurant bewerben‘, erinnert sich der 40-Jährige. Doch als er zum Bewerbungsgespräch kommt, steht er vor verschlossenen Türen. Also wirft er noch einmal einen Blick in die Zeitung – und entdeckt direkt unter der Stellenanzeige eine andere. Starke Männer gesucht‘, stand dort. Aram rief an, und wurde sogleich zu seinem ersten Job bestellt. Seitdem kann ich nicht mehr davon lassen.‘ Mittlerweile hat er mit Transpiano Logistik seine eigene Firma. Stephan ist sein einziger Mitarbeiter – sein 17. in den vergangenen fünf Jahren. Die meisten halten nicht lange durch‘, sagt Aram und zuckt die Schultern. Man muss dafür gemacht sein.‘ Auf seinen beiden Transportern heute: Flügel im Wert von einer halben Million Euro. Angst, dass etwas kaputt geht? ‚Nein‘, sagt Aram und lächelt, ’nur Respekt.‘ Den müsse man haben, ansonsten würde man zu unvorsichtig werden.

Hoch geht es – zum Glück mit dem Fahrstuhl! – In den zweiten Stock, zum Gruppenraum ‚Oste‘. Dort liegen bereits die Beine und die Lyra (das Ding mit den Fußpedalen) bereit. Stephan und Aram greifen sich jeweils ein Bein, setzen es vorsichtig an den Flügel-Korpus und schrauben es mit geübten Handgriffen an. Kippen das Piano sanft zur Seite, ziehen die Hülle ab.

Ein letzter prüfender Blick, dann setzt sich Aram kurz an den Flügel. Spielt ein paar Töne an. Ob er spielen kann? ‚Nein‘, sagt Aram und lacht. Aber ich weiß, wie das Klavier klingen muss.‘ Und es klingt gut.

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Vier Tage später, zwei Stockwerke tiefer: Marco spielt jetzt Claude Debussy, wieder ein schwieriges Stück. Doch er schaut kaum auf seine Finger, mühelos gleiten sie über die schwarzen und weißen Tasten, als hätten sie nie etwas anderes getan. Und tatsächlich – die meiste Zeit seines Lebens spielt der Italiener bereits Klavier. Im Alter von vier Jahren hat er von seinen Eltern ein Keyboard bekommen. Mit fünf steht fest: der Junge hat Talent. Meine Eltern haben mich nie zu etwas gezwungen‘, sagt Marco, der dankbar dafür ist, dass seine Eltern ihn damals an das Klavier herangeführt haben. Im Gegenteil: Manchmal hat mir ein bisschen Druck gefehlt.‘ Deswegen nimmt er jetzt am Europäischen Klavierwettbewerb Bremen teil: ‚Da hat man den Druck, interessantes Programm zusammenzustellen, und dieses so gut wie möglich aufzuführen.‘ Der Sieg ist ihm jedoch nicht so wichtig. Mir geht es eher darum, vor Publikum aufzutreten.‘ Erst vor Kurzem hat er mit den Berliner Philharmonikern ein Konzert gespielt.

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Auch der Gewinner des Europäischen Klavierwettbewerbs darf mit den Philharmonikern auftreten – allerdings mit den Bremern, erklärt Katharina-Nora Tiedtke. Sie organisiert den Wettbewerb, der mittlerweile zum 15. Mal stattfindet und so begehrt ist wie nie zuvor. In diesem Jahr haben wir einen Bewerberrekord zu vermelden‘, sagt Katharina-Nora. 95 junge Pianistinnen und Pianisten haben sich bei uns beworben.‘ 50 durften dann noch Bremen kommen, um ihr Talent zu beweisen. So viele, wie noch nie.‘ 31 junge Männer und 19 Frauen treten in drei Durchgängen gegeneinander an, die über mehrere Tage verteilt im Bremer Sendesaal stattfinden. Dabei geht es um Preisgelder in Höhe von insgesamt 23500 Euro.‘

Bremen Alter Sendesaal Bremen Klavierwettbewerb 2016 20.02.2016 - 01.03.2016 Eintreffen der Teilnehmer

 

Wer diese bekommt, entscheidet eine international besetzte Jury: aus Deutschland sind Konstanze Eickhorst und David Meier vertreten, die zusätzlich von Boris Bloch aus der Ukraine, Finghin Collins aus Irland, Ewa Kupiec aus Polen, dem Briten Piers Lane und dem Japaner Mitsuko Shirai unterstützt werden. Die Teilnehmer spielen jedoch nicht nur vor ihnen, sondern unter anderem auch bei verschiedenen Konzerten in Schulen vor Schülern.

Bremen Alter Sendesaal Bremen Klavierwettbewerb 2016 Semifinalisten Jury

Noch bis zum 1. März werden die Klänge auch die Jugendherberge Bremen erfüllen – solange sind die verbleibenden Teilnehmer noch vor Ort. Ins große Finale hat Marco es leider nicht geschafft, dafür aber seine osteuropäischen Mittbewerber Alina-Elena Bercu aus Rumänien sowie Sergey Tanin und Elizaveta Ukrainskaia aus Russland. Sie werden am 1. März um 19 Uhr in der Glocke die Bremer Philharmoniker begleiten. Alina-Elena spielt dabei das Klavierkonzert Nr 2 C-Moll op. 18 von Rachmaninoff; Sergey das Klavierkonzert Nr. 4 C-Dur op. 58 von Beethoven und Elizaveta Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 B-Moll op. 23. Tickets gibt es in der Glocke und im Bremer Sendesaal. Auch vom heimischen Sofa aus lässt sich das Konzert genießen: das Nordwestradio überträgt live. Hach, das wird schön!

Bremen Alter Sendesaal Bremen Klavierwettbewerb 2016 20.02.2016 - 01.03.2016 ErAi??fnungskonzert mit anschließendem Empfang Yaara Tal und Andreas Groethuysen erAi??ffnen am 20.02.2016 im Sendesaal den EuropAi??ischen Klavierwettbewerb Die israelische Pianistin Yaara Tal und ihr deutscher Partner Andreas Groethuysen bilden eines der weltweit führenden Klavierduos und konzertieren in den renommiertesten Veranstaltungsreihen und KonzerthAi??usern. 2016 erAi??ffnen sie den 15. EuropAi??ischen Klavierwettbewerb Bremen mit Werken für zwei Klaviere als auch vierhAi??ndiges Spiel an einem FlA?gel von W.A. Mozart, C. Debussy und Franz Schubert.

Und in der Jugendherberge? Wird es danach erst einmal ruhiger. Bis zum Sommer – denn dann kommen die Teilnehmer des Deutsch-polnischen Gitarrenfestivals an die Weser.

 

Fotos: Frank Pusch, Tobias Meyer

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