‚Mama, ich bin jetzt Schalke-Fan!‘
Über die Risiken eines Jugendherbergs-Aufenthalts
Das Schöne, wenn man mit seinem Kind in die Jugendherberge verreist, ist, dass es sofort Anschluss findet. So auch mein Sohn vor einigen Jahren bei einem verlängerten Wochenende in der Jugendherberge Thülsfelder Talsperre. Sofort hatte er sich an einen Reisetrupp aus dem Ruhrgebiet angehängt und ich musste ihn von da an zwingen, wenigstens die Mahlzeiten mit mir zusammen einzunehmen (nicht nur, weil es so in allen Erziehungs-Ratgebern steht, sondern auch, weil ich es noch nicht gewohnt war, so viel Zeit mit mir allein zu verbringen).
Bei der ersten Mahlzeit raunte er mir zu: ‚Mama, verrat‘ mich nicht. Ich tu‘ so, als sei ich Schalke-Fan.‘ Zwei Tage später, nach gemeinsamen Fußballspiel, Adressenaustausch und intensiven Erlebnissen vor dem Süßigkeiten-Automaten, hörte es sich dann so an: ‚Mama, ich bin jetzt wirklich Schalke-Fan. Das passt ja auch viel besser zu unserer Familie, schließlich sind deine Geschwister und meine Cousine ja auch Schalke-Fans.‘ Ich stamme übrigens aus dem Sauerland in Nordrhein Westfalen. Meine Nichte belohnte diesen konsequenten Schritt umgehend mit einem Schalke-Trikot und meine Schwester spendierte einen Besuch in der Arena und machte meinen Erstgeborenen zu einem Schalkeknappen. Zunächst trug er mit großer Würde das Trikot und seine in der Jugendherberge gewonnene neue Überzeugung durch seine Heimatstadt Bremen. Der Zahn der Zeit relativierte dann allerdings das Fan-Dasein. Er wuchs aus dem Trikot raus und ist zurzeit überhaupt kein Fan. Das erspart einem Bremer im Moment ja auch eine Menge Leid.
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