Erlebnis Nachhaltigkeit, Teil 2: Von Schillighörn nach Brasilien, Asien und Polen
‚Selin, Eure Gruppe ist in Brasilien. Aneta, ihr geht nach Griechenland.‘
‚Och neee, ich wollte nach Polen.‘
‚Es ist aber Griechenland.‘
Nein, dieser Lehrer-Schüler-Dialog spielt sich nicht am Flughafen statt, sondern in der Jugendherberge Schillighörn. Genauer gesagt: Vor dem roten zweistöckigen Erweiterungsbau, der in diesem Jahr erstmals seine Türen öffnete. Bei meiner Tour durch die Jugendherbergen werde ich davon Augen- und Ohren-Zeugin. Wenn in Schillighörn die Schlüssel für die einzelnen Zimmer verteilt werden, geht es international zu. Denn die Kinder checken dort nicht nach Nummern ein, sondern nach Ländern.
Dafür gibt es auch einen ganz bestimmten Grund: Als erste Jugendherberge im Nordwesten greift das Haus das Thema Integration als Schwerpunkt auf. Um als interkultureller und integrativer Lernort zu gelten, reicht es aber natürlich nicht aus, Zimmern internationale Ländernamen zu geben. Und tatsächlich ist dies auch nur das sichtbare Sahnehäubchen der umfangreichen Programmgestaltung, die eins zum Ziel hat: Vor allem bei Kindern und Jugendlichen das Verständnis für und die Akzeptanz von Menschen zu fördern, die anders sind als sie selbst. Anders kann dabei vieles bedeuten: eine andere Religion, eine andere Herkunft oder ein anderes Aussehen. Multikulturelles Teamdenken, das möchten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort fördern.
Schon bei der Ankunft am Haupteingang fällt mir die große Tafel auf, die eine im wahrsten Sinne des Wortes bunte Gruppe von Kindern zeigt. Anders? Na klar!‘ lese ich dort. Und die Kinder fragen mich in einer Sprechblase: ‚Woher kommst Du? Wie ist es dort, wo Du herkommst? Warum bist Du jetzt hier?‘ Die Tafel eröffnet den Dialog, der in der Jugendherberge zwischen den jungen Besuchern weitergeführt werden soll. Und über den die Heranwachsenden auch ihre eigene Identität besser begreifen können. Es geht um Unterschiede, aber eben auch um Gemeinsamkeiten.
Damit der Dialog nicht ins Stocken gerät, sind auch die Wände der einzelnen Länderzimmer mit großen Schautafeln versehen. Sie informieren altersgerecht über Merkmale und Traditionen der jeweiligen Nation.
Was das Miteinander unterschiedlicher Kulturen bedeutet, können Besucher der Jugendherberge Schillighörn allerdings nicht nur sehen und diskutieren, sondern auch schmecken und erleben. Auf den Tisch kommen internationale Gerichte, die teilweise sogar von den Schülern vor Ort vorbereitet werden. Und auch das Rahmenprogramm für Klassenfahrten folgt dem Multikulti-Gedanken. Zwei konkrete Beispiele sind die Aktion ‚Mein Lieblingsland‘ und ‚Unser Netz‘. Erstgenannte lädt die Schülerinnen dazu ein, ihr Lieblingsland zu beschreiben. Warum ist es mein Lieblingsland? Was gefällt mir an dem Land besonders gut? Danach geht es um die Frage, welche Kulturen es in Deutschland, in der Türkei, in den USA und anderen Ländern gibt. Was ist das Charakteristische der jeweiligen Kultur? Wo liegen Unterschiede und Gemeinsamkeiten? Was bedeutet es für ein Land, wenn es viele verschiedene Regionen und Kulturen beherbergt? ‚Unser Netz‘ ist ein Biographie-Spiel: Mithilfe eines Wollknäuels entsteht dabei ein immer dichter werdendes Netz zwischen den Schülern, bei dem klar wird, das sie vieles verbindet.
Und was hat all das nun mit Nachhaltigkeit zu tun? Eine ganze Menge: Soziale Nachhaltigkeit bedeutet, einen Konsens über Werte herzustellen und Ideale zu entwerfen, wie sich die Gesellschaft entwickeln soll. Ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft sind Migranten, die es zu integrieren gilt. Das gegenseitige Verständnis füreinander und Toleranz für Unterschiede sind dafür unabdingbar. Die Jugendherberge Schillighörn ist ein gutes Beispiel, wie Bildungs- und Freizeiteinrichtungen beides nachhaltig unterstützen können.
Hier geht zu den Informationen der Team-Jugendherberge Schillighörn – und demnächst zum Teil 3 der Serie „Erlebnis Nachhaltigkeit“.
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