Ein Abend wie kein anderer: Wingenfelder, Pohlmann und Cathy rocken OLB-Filiale

Gefühlvolle Gitarren-Balladen und laute Rock-Hymnen zwischen Bankschalter und Beratungsbüro: Wingenfelder, Norman Keil, Pohlmann und Cathy sind zum fünften Geburtstag des OLB MUSIK-CAMP NORDWEST in die OLB-Hauptfiliale in Oldenburg gekommen – um dort ein einzigartiges Club-Konzert zu spielen. Wir haben die Musiker bei den Proben begleitet und Euch die schönsten Momente des Konzerts zusammengestellt. 

Auf einmal ist es ganz ruhig. Hier, im Kassensaal der OLB-Filiale, in dem sonst die Geräte surren, Scheine rascheln und Münzen klimpern; in dem auch eben noch wie an einem geschäftigen Arbeitstag Geräusche durcheinander irrten – hier ist nichts mehr zu hören, außer der zarten Stimme von Cathy und der Melodie, die sie auf ihrer Gitarre spielt. Knapp 200 Menschen stehen vor der Bühne, manche haben die Augen geschlossen, andere folgen jeder Bewegung der jungen Musikerin gebannt. Sehen, wie ihre Lippen leicht zittern, wenn sie die Worte formen. Hören, was sie zu erzählen hat. In diesem Song, das hat die 18-Jährige vorher gesagt, geht es um Tattoos. Nicht um die Bilder auf der Haut, sondern vielmehr um die Begegnungen im Leben, die unter die Haut gehen und Spuren hinterlassen.

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Eine dieser Begegnungen hatte Cathy im vergangenen Jahr. Als Teilnehmerin des OLB MUSIK-CAMP Workshops reiste sie nach Borkum, um dort in der Jugendherberge mit anderen Nachwuchstalenten intensiv an der eigenen Musik zu arbeiten. Am letzten Abend saß sie dort in einem der Übungsräume – und ähnlich wie jetzt, bei dem Konzert in der OLB, war es still, mucksmäuschenstill. „Cathy saß im Schneidersitz auf einem der Tische und spielte, ganz sanft, vor sich hin“, erinnert sich Thorsten Wingenfelder, der das OLB MUSIK-CAMP gemeinsam mit seinem Bruder Kai als Mentor betreut. „Das war für mich ein ganz besonderer Moment, das hat mich echt gepackt.“ Und weil er von Cathy – die dann auch den OLB-Förderpreis gewann – so begeistert war, lud er sie kurzerhand zum Konzert in die OLB-Filiale ein. Während die 18-Jährige spielt, steht er nun neben der Bühne und wippt mit dem Kopf zur Musik.

Backstage: Vorbereitungen für den großen Auftritt

Drei Stunden zuvor: Wingenfelder proben. Um die 60 Shows spielen sie im Jahr, doch von halbherziger Routine keine Spur. Jeder Ton muss sitzen, alles muss perfekt harmonieren. „Wenn alles reibungslos funktioniert, dann kann so ein Abend magisch werden“, sagt Thorsten Wingenfelder. Das wünscht er sich auch für diesen Abend, der zum einen das vorletzte OLB Club-Konzert sein wird und zugleich das allererste ist, das in einer Bankfiliale stattfindet. Ein bisschen Wehmut ist dabei, gibt Kai Wingenfelder zu: „Das war kulturell gesehen die schönste Geschichte im Rahmen eines Förderprojekts, die ich je erleben durfte“, sagt er.

Die OLB und das Deutsche Jugendherbergswerk als Kooperationspartner haben den beiden Fury-in-the-Slaughterhouse-Jungs dabei „immer genug Freiraum“ gelassen. „Als Kultursponsoren seid ihr einfach perfekt“, betont Kai Wingenfelder im Laufe des Abends. Karin Katerbau, Vorstandsvorsitzende der OLB-Stiftung, bedankt sich für die jahrelange Zusammenarbeit: „Das OLB MUSIK-CAMP ist eines unserer wichtigsten musikalischen Förderprojekte der vergangenen Jahre“, sagt sie. „Das wir zum fünften Geburtstag hier am Stammsitz ein Konzert organisieren konnten, ist natürlich ganz besonders spannend.“

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Doch bevor der Einlass für die Besucher geöffnet wird, müssen sich die Musiker erst einmal warm spielen. Zu den Wingenfeldern auf der Bühne hat sich jetzt Ingo Pohlmann gesellt. Er ist der Gastkünstler bei den letzten beiden OLB Club-Konzerten und hat schon einmal mit den Wingenfeldern gespielt. Trotzdem müssen sie sich nun aufeinander einstellen. Pohlmann sitzt auf einem Barhocker, die Gitarre mit dem typischen schwarzen Vogel-Aufkleber auf dem Instrumentenkorpus auf den Oberschenkeln, und singt seinen Song „Ziellos“. Thorsten Wingenfelder schaut ihm beim Greifen der Akkorde auf die Finger, groovt sich in den Rhythmus ein. Volker Rechin setzt mit dem Bass ein, und Kai kniet sich zu Pohlmanns Füßen, um dort im Takt auf einer Holzbox zu trommeln, während die Soundtechniker direkt neben ihm die letzten Kabel auf der Bühne verkleben.

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Dann heißt es: Durchatmen, kurze Pause vor dem Auftritt. Pohlmann nimmt seine Gitarre direkt mit, setzt sich in einen der abgetrennten Bereiche, in denen normalerweise Kunden zu Geldanlagemöglichkeiten beraten werden – und spielt einen seiner neuen Songs. Die hat er in den vergangenen Monaten im Studio aufgenommen, das Plattencover vorhin unterwegs auf dem Weg nach Oldenburg noch abgestimmt. Bassist Volker Rechin ist jetzt einer der ersten, der die neue Nummer der im Frühjahr erscheinenden Platte hört. Er sitzt auf einem dieser schweren schwarzen Bankbürostühle und nickt mit dem Kopf; beißt sich auf die Unterlippe, trommelt erst mit den Fingern, dann mit den flachen Händen auf dem massiven, dunklen Holztisch, ruft schließlich: „Alter, das ist sowas von gut!“



Nebenan, auf der Bühne, steht Cathy und übt. Vier Songs wird sie am Abend spielen, jetzt ist sie beim dritten – dem einzigen, den sie nicht selbst geschrieben hat. Es ist ihre ganz eigene Version von Bob Marleys Welthit „Every little thing gonna be alright“. Pohlmann und Rechin, die sich auf dem Weg zum Backstage machen wollten, bleiben bei den ersten Tönen wie angewurzelt stehen. Die Bankhalle ist fast leer, man hört jetzt nur Cathy. Und die beiden Musiker, die nach erstem Staunen nun laut mitsingen. Am Ende des Abends wird Pohlmann Cathy nach ihren Kontaktdaten fragen, und Cathy wird sie auf eine Serviette kritzeln.

Dass sie überhaupt dabei sein darf, ist für die junge Musikerin selbst eine große Ehre. „Ich habe mich schon lange auf das Konzert gefreut“, sagt Cathy. Es sei ein guter Abschluss ihrer OLB MUSIK-CAMP-Erfahrungen, die für sie besonders wertvoll waren. „Ich habe sehr viel gelernt, super Tipps bekommen und konnte auch einiges mitnehmen, das meinen Auftritt auf der Bühne beeinflusst.“ Mit vielen der anderen Workshop-Teilnehmer ist sie noch im Kontakt. Weil sie gleich vor knapp 200 Leuten spielen wird, ist Cathy auch etwas aufgeregt, gibt sie zu. Nicht wegen der Zahl. „Eigentlich ist es mir egal, wie viele Leute vor der Bühne stehen“, so die Musikerin. „Hauptsache, ich erreiche sie mit meiner Musik und kann sie begeistern.“

Das Konzert: Ein ganz besonderer Moment in der Geschichte der OLB

18.30 Uhr, jetzt geht es los. Der Kassenraum der OLB-Filiale füllt sich schnell: Fans, OLB-Mitarbeiter, Ehrengäste, einer nach dem betritt den großen Raum, der jetzt ganz anders aussieht als tagsüber. Dort, wo eigentlich Kunden am Schalter bedient werden, steht eine kleine Bühne, an deren hinteren Ende ein paar Tücher gespannt sind. Über sie hinweg schaut man auf das historische Glasdach des Saals, über den die grünen und blauen Lichtkreise der Scheinwerfer wandern.

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Unter den Gästen ist auch Andrea Wendt. Die Oldenburgerin ist ein echte Konzertgängerin, sie war schon bei Genesis, Tina Turner, Bon Jovi, BAP. Zu dem Konzert hat sie spontan zugesagt: Ihre OLB-Kundenberaterin hat sie eingeladen. Die beiden kennen sich eigentlich schon seit 20 Jahren. „Aber irgendwann ist der Kontakt abgebrochen – ich wusste gar nicht, dass sie Kundenberaterin ist“, sagt Wendt. „Erst, als ich sie als Beraterin meiner Eltern quasi übernommen habe, haben wir uns wiedergesehen.“ Nun steht sie mit ihrer Kundenberaterin vor der Bühne und wartet auf den Konzertbeginn. „Das ist ein tolles Ambiente. Ich mag es, wenn man Musik in so einer intimen Atmosphäre erleben kann. Das sind meist die besten Konzerte.“

Unter lautem Applaus und Jubelrufen treten Wingenfelder kurz darauf mit Norman Keil und Volker Rechin auf die Bühne. „Mensch Paul“ ertönt, der Bass bringt den Teppichboden zum Beben. Die ersten tanzen, über die Decke wandern weiße Lichtkegel. „Das ist unser erstes Konzert als Akustik-Trio-Quartett“, sagt Kai Wingenfelder nach dem Song, und aus dem Versprecher wird die neue Band-Bezeichnung, die die Konzertgäste den Abend über immer wieder zum Lachen bringt. „Volker hat sich extra ein Sakko angezogen, weil wir heute in der Bank spielen“, witzelt Thorsten Wingenfelder, und Volker Rechin entgegnet: „Ich bin quasi Anlageberater – für Musikanlagen.“

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Nach vier Songs der Moment, in dem OLB-Förderpreis-Gewinnerin Cathy dann auf die Bühne kommt. Dass „Tattoo“ gleich der erste Song ist, freut ihre Mutter Christina Meyer ganz besonders. „Dass ist mein absolutes Lieblingsstück von ihr.“ Sie reist zu fast allen Konzerten ihrer Tochter an, mit ihren drei Gitarren im kleinen VW Up. „Ich finde es bewundernswert, dass sie ihre eigenen Lieder schreibt“, sagt Meyer. „Und wie viele Emotionen sie da hineinlegt.“ Auf der Bühne lerne sie Cathy von einer ganz anderen Seite kennen. „Da ist sie ganz anders, so fertig – so erwachsen. Wenn sie die Bühne betritt, geht für mich die Sonne auf.“

Cathys letzter Song heißt Totally O.K..

„Ein Liebeslied“, sagt die 18-Jährige, „aber nicht so eines, in dem man seinem Ex-Partner hinterher weint. Sondern eines, in dem man sagt: Du Arschloch, das war kacke von Dir. Aber ich kann auch ohne Dich, das ist total O.K. für mich.“ Eine perfekte Überleitung zum nächsten Song der Wingenfelder, die anschließend wieder auf die Bühne kommen. „Auch dieses Lied ist für ein Arschloch, das mir und meiner Familie sehr wehgetan hat“, raunt Kai Wingenfelder. „Laut Wikipedia wohnt er hier in Oldenburg, aber das stimmt nicht mehr, er wohnt längst in einer Villa woanders.“ Dann beginnt Hey Cowboy, und die Fans singen laut mit.

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Norman Keil singt einen Solo-Song von seinem Album #20sechzehn über die deutsche Wiedervereinigung…

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…im Anschluss ist Pohlmann mit seinem Set dran. Beim zweiten Song plötzlich ist seine Gitarre kaum noch zu hören. „Nanu?“, sagt der Singer-Songwriter, rüttelt kurz am Kabel, klappt eine Klappe an der Gitarre auf und blickt hinein. Zieht mit spitzen Fingern die Batterie hervor, tippt mit der Zunge die Kontakte an. „Die ist wohl leer“, sagt er dann lachend. „Hat jemand eine Batterie mit?“ Tjado, der Tontechniker, hat zum Glück eine dabei, und so kann es weitergehen. Ein echter OLB MUSIK-CAMP Moment.

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Nach den sieben Songs hat das Publikum noch nicht genug. „Zugabe, Zugabe“, brüllen sie und klatschen dazu im Takt. Pohlmann, Wingenfelder und Co. kommen auf die Bühne und spielen gemeinsam seinen größten Hit. „Wenn. Jetzt. Sommer wäääär“, singt Pohlmann. Keil, Rechin und die Wingenfelder-Brüder stehen hinter dem Mikro, schunkeln in bester Hawai-Manier zur Melodie und schnippsen mit der rechten Hand dazu.

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Nach fast drei Stunden schließlich das Finale: Wingenfelder spielen zwei Fury-Hits. Zu When I´m dead and gone strecken die Menschen im Publikum zwei Finger zum Peace-Zeichen in die Höhe, bei Time to Wonder werden die Handys gezückt.

Als allerletzte Zugabe singen alle gemeinsam noch Star Wars von Pohlmann, und verlassen schließlich unter donnerndem Applaus die Bühne. Was für ein Abend! So viel Rock´n´Roll, so viel Musik mit Leidenschaft, so viele besondere Momente. Und das in einer Bankfiliale.

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Hier geht´s zum Konzertbericht aus der Jugendherberge Damme. Weitere spannende Artikel über das OLB MUSIKCAMP finden sich hier auf unserem Blog

Fotos: Björn Reschabek

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